Für Ulms Riesen Bryant wird Bundesliga wohl zu klein

Ulm (dpa) - „Schreiben Sie einfach alle Superlative, die Ihnen einfallen. Das passt schon!“ Wer Ulms Trainer Thorsten Leibenath auf John Bryant anspricht, der erlebt einen Coach, der aus dem Schwärmen nicht mehr herauskommt.

„John ist unglaublich: ein toller Basketballer, ein super Typ, es macht einfach Spaß mit ihm“, lobt Leibenath den 25 Jahre alten Center des Vizemeisters.

Mit seinen starken Leistungen hat der US-Boy aber nicht nur seinen eigenen Trainer überzeugt. Auch der Rest der Liga ist stolz, Bryant in der Bundesliga zu haben, weshalb der 2,11 Meter große Lockenkopf von einem Expertengremium nun schon zum zweiten Mal in Serie zum wertvollsten Spieler der BBL gekürt wurde. „Das ist eine große Ehre für mich“, sagte Bryant, dem als erstem Basketballer die erfolgreiche Verteidigung des Titels gelungen ist.

Zum besten Trainer der Saison wählten die 18 Coaches und Kapitäne der Vereine sowie Journalisten den Oldenburger Sebastian Machowski. Der 41-Jährige war vor der Saison aus Braunschweig gekommen und hat die EWE Baskets auf Platz zwei der Bundesliga und ins Final Four der Eurochallenge geführt.

Auch Machowski bekam die überragenden Fähigkeiten von Bryant zweimal hautnah zu spüren. In beiden Duellen zwischen Ulm und Oldenburg war der Center bester Werfer, vor allem beim 96:66 der Ulmer im ersten Spiel brillierte der Amerikaner mit 26 Punkten.

Endgültig den Beweis dafür, dass die Bundesliga für den Ulmer Riesen von der kommenden Saison an wohl zu klein wird, trat Bryant aber im Viertelfinal-Hinspiel des Eurocups gegen Bilbao Basket an. 30 Punkte, 7 Rebounds, 2 Assists - so las sich seine beeindruckende Bilanz beim 85:81 gegen den spanischen Topclub. „Da haben sich unser Geschäftsführer Thomas Stoll und ich uns während des Spiels schon angeschaut und gesagt: Leichter wird es jetzt nicht, John zu halten“, erinnert sich Leibenath.

Schließlich haben sich die starken Leistungen des Kaliforniers längst auch bis in seine Heimat rumgesprochen, regelmäßig sitzen NBA-Scouts bei Ulmer Spielen auf der Tribüne. „Natürlich ist die NBA mein Traum, aber was nach dieser Saison passiert, weiß ich wirklich noch nicht“, sagt Bryant. „Ich fühle mich in Ulm total wohl, es kann auch sein, dass ich bleibe.“

Doch diese Worte unstreichen wohl mehr die Höflichkeit, mit der Bryant auch sonst jedem Menschen begegnet. Dass der Doppel-MVP, der dank seiner bislang 16,4 Punkte und 10,1 Rebounds im Schnitt auch zum besten Offensivspieler der Liga gewählt wurde, nach dieser Saison noch in deutschen Hallen zu bewundern sein wird, ist nahezu ausgeschlossen.

Gleich nach seiner Zeit am College der Santa Clara University reichte es für Bryant aber noch nicht für die beste Basketball-Liga der Welt. Nach einem Jahr in der Aufbauliga D-League wagte er den Sprung ins Ausland, wo in Ulm neben den vielen Punkten seine langen Haare zu seinem Markenzeichen geworden sind.

An der Uni zwang ihn ein Coach einst sogar, die Haare abzuschneiden. „Ich musste es tun, weil er mich sonst nicht mehr eingesetzt hätte“, erinnert Bryant. Inzwischen ist die Mähne aber wieder da und Bryant würde sie nur in einem Fall ein weiteres Mal opfern. „Wenn wir Meister werden, könnte man darüber nachdenken“, sagte der Fan vom NBA-Club Golden State Warriors. Trumpft er weiter so groß auf, kann er sich die Schere schon einmal zurechtlegen.