Giffeys vom College zur EM - bis in die NBA?

Ljubljana (dpa) - Niels Giffey bekam das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht. Unter dem Jubel der deutschen Fans nahm der 22 Jahre alte College-Basketballer die vielen Glückwunsche entgegen, gab zahlreiche Autogramme und kletterte mit einer Banane in der Hand glückselig in den Mannschaftsbus.

Die EM in Ljubljana habe „sich schon gelohnt für mich persönlich“, hatte der gebürtige Berliner noch kurz vor dem ersten Sprungball aufgrund seiner Nominierung gesagt und zeigte sich nach dem 80:74-Sensationscoup über Frankreich endgültig ungläubig: „Das ist der i-Punkt darauf, wer hätte das gedacht.“

Giffey steht wie kein anderer für den Umbruch im deutschen Team. In der Vorbereitung hatte er seine Länderspiel-Premiere gefeiert, rechtfertigte als Mitglied der ersten Fünf das Vertrauen von Bundestrainer Frank Menz und gab in Ljubljana gegen den Vize- Europameister von 2011 sein Glanz-Debüt auf internationalem Parkett. Keinen Fehlwurf leistete sich Giffey bei seinen 14 Punkten, sicherte mit unermüdlichem Einsatz fünf Rebounds. Defensiv stellte er NBA-Star Nicolas Batum weitgehend kalt.

Er habe „damit gerechnet, dass er Spiele haben wird, in denen er explodiert“, meinte Menz angesichts dieser Leistung. „Ich glaube, dass er Riesenpotenzial hat und der deutschen Nationalmannschaft sehr helfen wird. Es ist schön, dass er hier schon Erfahrung sammeln und sogar Akzente setzen kann.“

Auch als „Plattform“ begreife er diese Euro, sagte Giffey, der unter Menz die deutsche U20 bei der EM 2011 auf Platz fünf geführt hatte. Das Turnier als größte Bühne zur Bewerbung für die erste Anstellung als Profi: Seit drei Jahren läuft der variable Flügelspieler für die UConn Huskies auf, gewann 2011 mit dem Team aus Connecticut die prestigeträchtige US-Universitätsmeisterschaft.

Nach den Absagen der fünf deutschen NBA-Profis um Superstar Dirk Nowitzki sorgt Giffey für etwas amerikanischen Touch im deutschen Team - nicht nur mit seiner athletischen Spielweise: Die Nationalmannschaft sei ein „besonderes Event für die Spieler, weil es weniger straight business ist, sondern familiärer“, fasste er seine ersten Erfahrungen im Kreis der Korbjäger des Deutschen Basketball Bundes zusammen.

Während mehrere EM-Fahrer durch die zu erwartenden Verstärkungen kommenden Sommer durch NBA-Neuling Dennis Schröder und Co. in Slowenien um ihre Zukunft im Nationalteam spielen, dürfte Giffey diesen Platz sicher haben. „Ich schätze an ihm seine Vielseitigkeit“, lobte Menz. „Er ist der Prototyp eines Shooting Forwards, der auch aus der Halbdistanz werfen kann, aus dem Dribbeln mit dem Rücken zum Korb, der Dreier werfen kann.“ Zudem überzeugt Giffey mit seiner Verteidigung, kämpft auch offensiv um jeden Rebound. „Eigentlich hat er das ganze Paket, er muss nur physisch noch stärker werden“, meint Menz.

Auch für einen Sprung in die beste Liga der Welt müsste sein jüngster Starter den schlaksigen Körper noch etwas aufpolstern. „Es ist ein schmaler Weg“, sagte Giffey zu seinen NBA-Ambitionen. „Ich habe die Grundvoraussetzungen dafür, muss aber noch extrem hart arbeiten, dass ich eine kleine Chance habe.“ Er hoffe, nach seinem anstehenden letzten College-Jahr auf ein Training bei einem NBA-Club, „um mich zu bewerben“. Und dass Träume wahr werden können, erlebt Giffey gerade in Slowenien.