Hagen bringt Basketball-Meister in Not

Hagen (dpa) - Die Ischelandhalle in Hagen zählt zu den Kultstätten des deutschen Basketballs. Zwar heißt die Heimstätte von Phoenix Hagen inzwischen Enervie Arena, weil Kommerz und Moderne auch an Hagen nicht spurlos vorbeigehen.

Doch jeder nennt die Halle nur liebevoll „Ische“, sie ist mit ihrer in die Jahre gekommenen Ausstattung und der in jedem Winkel spürbaren Tradition etwas ganz Besonderes in der Bundesliga.

Sehr speziell ist auch der Basketball, den das Team von Phoenix Hagen dort in dieser Saison spielt. Rennen und Werfen was das Zeug hält heißt das Motto der Feuervögel, mit dem sie in dieser Saison zum großen Überraschungsteam der Liga geworden und völlig unerwartet in die Playoffs eingezogen sind. 4033 Tage hatten die verrückten Fans der Westfalen auf ein Heimspiel der K.o.-Runde warten müssen - sie wurden für ihre Leiden mit einer außergewöhnlichen Partie belohnt.

„Das ist unfassbar. Mir fehlen die Worte“, stammelte Dreipunktwurf-Experte Adam Hess nach dem 95:89 der Hagener gegen Titelverteidiger Brose Baskets Bamberg. Mit dem verdienten Erfolg glich das Team von Trainer Ingo Freyer die „Best-of-Five“ des Viertelfinals zum 1:1 aus und zwang den Seriensieger aus dem Frankenland zu einer weiteren Reise nach Hagen.

„Wir haben unser Ziel erreicht, eines von zwei Spielen zu gewinnen. Das wollen wir in den nächsten beiden Spielen erneut schaffen“, sagte Freyer nach dem ersten Coup selbstbewusst. „Bamberg hat zwar mehr Playoff-Erfahrung, was unsere Jungs aber an Herz und Leidenschaft zeigen, ist außergewöhnlich“, sagte Geschäftsführer Oliver Herkelmann.

Der Ex-Nationalspieler war selbst nach einer Nacht noch ganz begeistert von der Atmosphäre am Vortag. „Ich kenne die Halle ja nun auch schon einige Jahre und man denkt immer, besser geht es nicht. Gestern war die Wechselwirkung zwischen Team und Fans aber noch einmal einen Tick verrückter“.

Bei den Bambergern war der Frust dagegen groß. Dabei waren sie gewarnt, hatten sie doch bereits im März im Tollhaus „Ische“ eine Niederlage kassiert. Wie übrigens auch die Spitzenteams aus Ulm, Berlin und Oldenburg. Bambergs Trainer Chris Fleming nahm sich seine Spieler daher noch in der Kabine zur Brust und verkündete danach trotzig. „Ich bin mir sehr sicher, dass wir am Sonntag eine andere Konzentration aufs Feld bringen und dass wir unsere Arbeit erledigen werden.“

Das müssen die Franken auch, denn die Hagener strotzen inzwischen vor Selbstvertrauen. Sie wissen, dass sie mit ihrer unorthodoxen Spielweise dem großen Favoriten das Leben weiter schwer machen können. „Alles was jetzt kommt, ist die Kür“, sagte Herkelmann zwar. Gleichzeitig macht er aber auch deutlich, dass Hagen jetzt mehr will. „Wenn man in eine Playoffserie geht, will man diese auch gewinnen. Wir fahren ganz entspannt nach Bamberg, wollen aber auch dort versuchen, den großen Favoriten zu ärgern.“