Was daran liegt, dass der 17-Jährige einen sehr ungewöhnlichen Weg eingeschlagen hat, um sich irgendwann seinen großen Traum von der NBA zu erfüllen. Hartenstein spielt nicht für Bamberg, Bayern oder Berlin in der Bundesliga, er ist auch nicht für ein renommiertes College in den USA aktiv. Stattdessen hat sich der 2,12-Meter-Riese für Zalgiris Kaunas in Litauen entschieden. Für jenen litauischen Topclub, der an diesem Freitag (18.45 Uhr) in der Euroleague den deutschen Meister Brose Baskets aus Bamberg empfängt.
Litauen - das klingt für Außenstehende nicht gerade als der große Wurf. Doch Hartenstein hat sich ganz bewusst für den osteuropäischen Traditionsverein entschieden, der wie das gesamte Land über eine große Basketball-Historie verfügt. „Ich habe mir mehrere Clubs angeschaut, und in Kaunas wollten Sie mich wirklich haben. Sie unterstützen meinen Weg total und wollen mir dabei helfen, es in die NBA zu schaffen“, sagte Hartenstein der Deutschen Presse-Agentur.
Am Freitag gegen Bamberg ist Hartenstein allerdings zum Zuschauen verdammt. Die Nachwirkungen eines Muskelfaserrisses im Oberschenkel zwingen ihn zu einer Pause. „Wenn ich unbedingt müsste, würde es gehen. Aber die Trainer haben mir gesagt, ich soll die Verletzung komplett und in Ruhe auskurieren.“ Dass sie in Kaunas das große deutsche Talent aber überhaupt für ihren Zwischenrunden-Kader in der Königsklasse gemeldet haben, ist schon eine große Auszeichnung. „Ich freue mich auf die noch kommenden Spiele“, sagte Hartenstein.
Unnötig unter Druck setzen wollen die Verantwortlichen mit der litauischen Basketball-Legende Sarunas Jasikevicius als Chefcoach den jungen Deutschen aber nicht. Vielmehr soll der Power Forward behutsam aufgebaut werden. „Ich trainiere voll mit dem ersten Team mit, in der Liga bin ich als siebter Ausländer aber meistens noch draußen“, berichtete Hartenstein. Stattdessen sammelt er in der 2. Liga Spielpraxis. „Ab Sommer soll es dann in der ersten voll losgehen.“
Henrik Rödl, als Bundestrainer beim Deutschen Basketball Bund für den Perspektivkader 2020 zuständig, verfolgt die Entwicklung von Hartenstein ganz genau. „Es ist ungewöhnlich, dass er diesen Weg ins Ausland wählt. Er hat ein großes Potenzial. Wenn er gut arbeitet, werden wir noch einiges von ihm sehen“, sagte Rödl der Deutschen Presse-Agentur über das „Riesentalent“. Engeren Kontakt haben beide bislang aber nicht. „Ich konzentriere mich erst einmal auf die U18“, sagte Hartenstein. Im Sommer steht die EM in der Türkei an.
Zuletzt spielte Hartenstein für die Artland Dragons, für die er in der vergangenen Saison mit damals 16 Jahren auch sein Debüt in der Bundesliga feierte. Auch nachdem sich in Quakenbrück der Mäzen zurückzog und der Club in der Pro B verschwand, hielt er den Niedersachsen noch die Treue. Doch das Niveau im Unterhaus entsprach dann doch nicht den Erwartungen des deutschen Juwels, zudem gab es Streit mit Trainer Dragan Dojcin. „Die Situation mit den Dragons war am Ende nicht mehr optimal“, sagte Hartenstein.
Stattdessen will er sich nun im Basketball verrückten Litauen den Feinschliff für die NBA holen. Theoretisch könnte er schon 2017 an der Draft, der großen Talenteauswahl teilnehmen. Wahrscheinlicher ist aber, dass er 2018 daran teilnimmt. „Erst will ich mich hier in Kaunas durchsetzen, dann mir meinen Traum erfüllen.“