Martialische Töne vor ALBA-Cup-Duell mit Bamberg
Berlin (dpa) - ALBA Berlin blieb keine Zeit für große Trauer. Kurz nach der verpassten historischen Euroleague-Chance standen Kapitän Alex King aber noch die Tränen in den Augen.
Vor dem lodernden Kamin im VIP-Bereich ging der Blick aber schon auf den Basketball-Schlager im Pokal-Halbfinale gegen den Erzrivalen. „So ein Spiel wie heute, das geht an die Eingeweide“, sagte Geschäftsführer Marco Baldi über das Zwischenrunden-Aus beim 64:73 gegen Titelverteidiger Maccabi Tel Aviv. „Du musst schnell versuchen, das Objektiv in die andere Richtung zu drehen und das heißt: Bamberg.“
Im Duell der derzeit besten deutschen Clubs will Liga-Spitzenreiter Brose Baskets am Samstag in Oldenburg den Cup-Hattrick der Berliner verhindern. Es werde ein physisches Spiel um einen „mit Schweiß und Blut überzogenen Ball“, prophezeite Bambergs Coach Andrea Trinchieri und überschrieb die Partie martialisch mit dem Titel „Das große Gefecht“: „Wir werden in diesem Spiel sehr, sehr oft das Geräusch von Knochen auf Knochen, zumindest von Fleisch auf Fleisch hören.“
Die Franken haben längst in den Pokal-Modus geschaltet, bei 18 Siegen aus den vergangenen 19 Bundesliga-Spielen gelten sie als leichter Favorit. Dass Gastgeber EWE Baskets Oldenburg erst am Abend gegen die Telekom Baskets Bonn ran darf und ALBA so nur 45 Stunden zur Vorbereitung bleiben, sorgt bei den Berlinern für großes Unverständnis. „Jeder, der sagt, drei Stunden machen keinen großen Unterschied, der hat sich offensichtlich mit Leistungssport nicht beschäftigt“, wetterte Club-Macher Baldi in Richtung der Liga.
Man sei vor dem zweiten Teil der bislang wichtigsten Woche der Saison „emotional und physisch leer. Es wird hart, aber nicht unmöglich“, berichtete Coach Sasa Obradovic über das Innenleben seiner Mannschaft. Gegen den 51-maligen israelischen Meister fehlte Berlin die Erfahrung und Abgezocktheit in den entscheidenden Momenten, um als erstes deutsches Team die K.o.-Runde der 2000 gegründeten Euroleague zu erreichen.
Nun droht trotz einer bislang überragenden Saison ein Absturz. „Wir bewegen uns immer auf einem Grat“, erklärte Geschäftsführer Baldi die Situation. „Je höher man steigt, desto dünner wird die Luft - da kann es passieren, dass man ganz runterfällt.“
Wie die Berliner schob auch der frühere Serienmeister Bamberg dem großen Kontrahenten bereitwillig die Favoritenrolle zu. „Als Underdogs und als eine Mannschaft mit einem großen Mangel an Erfahrung“, charakterisiert der Italiener Trinchieri sein Team. Obwohl die Franken in der Liga ALBA zum Jahresende mit 98:69 deklassiert hatten.
In den vergangenen sechs Jahren ging der Pokal jeweils dreimal nach Berlin und Bamberg - die Chancen der beiden Außenseiter, diese Dominanz zu brechen, scheinen eher gering. Bonn kassierte seit 2005 drei Final-Niederlagen beim Top Four. Oldenburg taumelt durch die Saison, muss um die Playoff-Qualifikation bangen und trennte sich zuletzt von Erfolgscoach Sebastian Machowski. „Nur wenn wir alle mit Feuer und Leidenschaft agieren, werden wir gemeinsam erfolgreich sein“, beschwor sein Nachfolger Mladen Drijencic den Heimvorteil.