„Der absolute Wahnsinn“: Nowitzkis Gala-Auftritt

Dallas (dpa) - Der US-Sport und die Basketball-Welt verneigen sich wieder einmal vor Dirk Nowitzki: Der Superstar aus Würzburg glänzte mit einer 48-Punkte-Gala beim 121:112-Heimsieg der Dallas Mavericks zum Final-Auftakt der Western Conference gegen Oklahoma City Thunder.

Zudem stellte Nowitzki mit allen 24 verwandelten Freiwürfen einen NBA-Rekord auf - in dieser Form darf er mehr denn je auf seinen ersten Titel hoffen. „Ich habe früh gemerkt, dass ich im Rhythmus war“, sagte der 2,13-Meter-Riese und staunte über sich selbst: „Danach lief alles wie von selbst. Was immer ich tat: Der Ball landete im Korb.“

Zwölf von 15 Würfen aus dem Feld getroffen (von den ersten elf landeten zehn), sechs Rebounds, vier Assists und vier Blocks - das waren seine weiteren Glanztaten. „Nowitzki war ein Monster mit 48 Punkten“, schrieben die „Dallas Morning News“ auf ihrer Homepage und sprachen von einer „denkwürdigen Vorstellung“ des Deutschen. Insgesamt warf er 39 mal auf den Korb, bei 36 Versuchen flog der Ball durch den Ring.

„Das ist der absolute Wahnsinn. Es ist unfassbar, was Dirk da im Moment leistet“, sagte Bundestrainer Dirk Bauermann der Nachrichtenagentur dpa. „In der Summe ist das der beste Nowitzki, den wir je gesehen haben. Er ist vielleicht etwas langsamer als in seinen jungen Jahren, aber das macht er mit seiner Erfahrung und seiner unglaublichen Spielintelligenz wett.“ Man könne sich gar nicht tief genug vor ihm verneigen.

Mit der spektakulären Ausbeute von 48 Punkten blieb der 32-Jährige Nowitzki nur zwei Punkte unter seinem persönlichen Rekord in der nordamerikanischen Profi-Liga. Und es war das sechste Playoff-Spiel seiner Karriere mit mehr als 40 Zählern. „Nowitzki war spektakulär“, lobte auch Dallas-Coach Rick Carlisle.

Den bisherigen Freiwurf-Bestwert hatte Bostons Paul Pierce 2003 aufgestellt, als er bei 21 Versuchen 21 Mal traf. Zudem egalisierte Nowitzki Michael Jordans Bestmarke für einen Spielabschnitt, als er 13 von 13 Freiwürfe im dritten Viertel verwandelte.

„Ich habe immer wieder angegriffen, meine Kollegen haben mich mit Pässen gefüttert und gefüttert. So konnte ich meinen Vorteil gegenüber einigen kleineren Spielern ausnutzen“, erklärte Nowitzki seinen Höhenflug im American Airlines-Center.

Neun Tage nachdem das 4:0 gegen Titelverteidiger Los Angeles Lakers perfekt war, hatten die Texaner jedoch einige Anlaufschwierigkeiten. Die Gäste aus Oklahama führten zu Beginn des zweiten Viertels mit neun Punkten. Ein Wutanfall von Carlisle schien die Mavericks wachzurütteln: Der Coach regte sich derart über einen unabsichtlichen Ellbogenschlag von Kendrick Perkins Layup gegen Shwan Marion auf, dass er ein Technisches Foul kassierte. Mit einer 16:1- Serie riss Dallas das Spiel an sich und zeigte sich im zweiten Durchgang wesentlich souveräner. Am Ende kam Oklahoma zwar nochmal auf 99:104 heran, doch 28 Sekunden vor der Schlusssirene machte Jason Terry nach einem Zuspiel von Nowitzki alles klar.

Das Thunder-Team verzweifelte mit zunehmendem Spielverlauf an „Dirkules“: Doch auch Jose Juan Barea mit 21 Punkten und Jason Terry (24) ragten bei Dallas heraus. Nowitzki lobte: „Unsere Bank war die ganze Saison großartig und hat auch heute viel geleistet.“

Das zweite Spiel der „best of seven“ ausgespielten Halbfinal-Serie steigt ebenfalls in Dallas. Oklahomas Star Kevin Durant gelangen zwar 40 Punkte, doch bei der Nowitzki-Gala und Dallas' siebtem Playoff-Sieg hintereinander ging er etwas unter. Weltmeister Durant sagte über den „Mavs“-Kapitän: „Dirk wird weiterhin treffen, egal ob er gerade fällt oder eine Hand im Gesicht hat.“

Für Bauermann hat die Erfolgsserie seines wichtigsten Nationalspielers aber auch eine Schattenseite: Je länger Nowitzki in der NBA um den Titel mitspielt, desto schwieriger wird möglicherweise seine Teilnahme an der Europameisterschaft (31. August bis 18. September) in Litauen. „Ich weiß nicht, ob es einen Einfluss hat, aber wenn es einen hat, dann sicher keinen guten“, sagte Bauermann. Grundsätzlich hatte Nowitzki seine Bereitschaft erklärt, nach zwei Jahren Pause ins Nationalteam zurückzukehren.