„I am back“ - Alleskönner Bryant greift noch mal an

Los Angeles (dpa) - Er muss niemandem mehr etwas beweisen und will es trotzdem noch einmal allen zeigen: Kobe Bryant greift wieder an. Nach einem Achillessehnenriss im April 2013 und einer Kniefraktur kurz vor Jahresende meldet sich der Basketball-Superstar der Los Angeles Lakers zurück.

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„Ich fühle mich großartig“, ließ er aus dem Trainingscamp der Kalifornier wissen und fügte ein fast schon Drohendes „I am back“ an. An Selbstbewusstsein hatte es ihm noch nie gemangelt - an richtiger Selbsteinschätzung ab und an schon.

Eine der wichtigsten Fragen vor der Ende Oktober beginnenden NBA-Saison lautet: Wie giftig ist die „Black Mamba“ in ihrer 19. Saison noch? Schließlich ist Bryant im Sommer 36 Jahre alt geworden. „Ich habe mein bestes Basketball unmittelbar vor meinen Verletzungen gespielt. Deshalb sind die Zweifel, ob ich aufgrund meines Alters noch mein Spiel machen kann, wertlos“, betonte er.

Er selbst erklärte nach seinem ersten Einsatz seit Dezember 2013, einem Testspiel gegen die Denver Nuggets, es habe sich angefühlt, als könnte er alles tun, was er wollte. Neu-Trainer Byron Scott stellte zufrieden fest: „Er sah einfach aus wie Kobe.“ Und in den Medien war sogar zu lesen, dass Bryant ein „absolut bedeutungsloses Vorbereitungsspiel“ zu einer „Must watch-Angelegenheit“ gemacht habe.

Neutralen Beobachtern hingegen blieb nicht verborgen, dass Bryant beim Sprungwurf sich nicht mehr so explosiv und hoch vom Parkett abdrücken kann. Gut möglich, dass dem Shooting Guard schlichtweg die Kraft fehlte. Bryant sprach vom „mit Abstand härtesten Trainingscamp, das ich je hatte“ und von „Zementblöcken in den Oberschenkeln.“ Objektive Einschätzung oder subjektive Wahrnehmung eines alternden Alleskönners, dessen Mitspieler Julius Randle 17 Jahre jünger ist.

Coach Scott hat viel Wert auf Kondition und Verteidigungsarbeit gelegt - und dabei Bryant ebenso wie den 40-jährigen Steve Nash zum Ende der Einheiten schon mal pausieren lassen. „Ich weiß, dass Kobe am liebsten alle 82 Vorrundenspiele machen würde. Aber wir müssen schlau sein und ihm die nötigen Pausen geben“, sagt Scott. „Ich muss diszipliniert sein und auch mal vom Platz kommen, obwohl ich weiß, dass ich noch was im Tank habe“, weiß Bryant.

Er ist trotz seines Alters das Zugpferd im Lala-Land. Seinetwegen werden die Celebrities aus Hollywoods Showbiz auch weiterhin ins Staples Center kommen - und Sponsoren sowie Dauerkarteninhaber den Lakers gegenüber loyal bleiben. Eben deshalb zahlt der Verein ihm auch 23,5 Millionen Dollar. Doch eines ist klar: Bryant wird die Lakers-Krise nicht beenden. In der Vorsaison wurde nur jedes dritte Spiel gewonnen. Die Bilanz von 27:55 war die Schlechteste seit 1958. Auch in der neuen Spielzeit sind trotz Bryant die Playoffs Utopie.

Dennoch gibt sich der Mann mit der Trikotnummer 24 so entschlossen wie in jenen Jahren, als er mit den Lakers fünfmal Meister wurde. Er will es den Zweiflern zeigen. Zudem fehlen ihm nur noch 593 Punkte, um sich in der ewigen Scorerliste der NBA von Platz vier auf Rang drei zu verbessern - und Michael Jordan zu überflügeln. Seine letzten Schritte in der Liga sind für Fans und Medien ebenso spannend, wie es seine ersten einst waren.

Bryant ist in der Saison 2014/15 sicher ein Stück NBA-Vergangenheit. Aber er hat mit seinen Leistungen den Weg für eine finanzkräftige Zukunft geebnet. Kürzlich wurde ein Rekord-TV-Vertrag über 24 Milliarden Dollar abgeschlossen.