Schwuler NBA-Profi Collins: „Glücklich wie nie zuvor“

Boston (dpa) — Das Outing von NBA-Profi Jason Collins als erster Homosexueller der vier großen Profiligen in Nordamerika hat für großes Aufsehen und durchweg positive Reaktionen gesorgt.

US-Präsident Barack Obama rief persönlich bei ihm an, Bill Clinton war begeistert und Basketball-Superstar Kobe Bryant stolz auf seinen Kollegen. „Ich denke, dieses Land ist bereit, einen schwulen Sportler zu unterstützen“, resümierte Collins, „ich bin so glücklich wie nie zuvor.“

Obama habe Collins gesagt, dass er beeindruckt sei von dessen Courage, twitterte das Weiße Haus. Auch die Präsidenten-Gattin Michelle Obama gratulierte: „So stolz auf dich, Jason Collins! Das ist ein großer Schritt nach vorn für unser Land.“ Vor dem NBA-Center hatten während ihrer Karriere unter anderem Tennis-Legende Martina Navratilova, die Fußball-Profis Robbie Rogers und Megan Rapinoe sowie Wasserspringer Greg Louganis ihre sexuellen Präferenzen bekanntgegeben.

Nur in den großen vier Ligen, der National Football League (NFL), Basketball-Profiliga NBA, Major League Baseball (MLB) und National Hockey League (NHL), war Homsexualität jahrelang fast ein Tabuthema. Ex-Spieler wie Joe Amaechi (NBA) oder David Kopay (NFL) hatten den Schritt an die Öffentlichkeit erst nach Beendigung ihrer Laufbahn gewagt.

„Leute wundern sich mehr denn je, warum es nicht mehr schwule Profis gibt“, sagte Jim Buzinski, Mitbegründer von Outsports.com, einer Internetseite über homosexuelle Sportler. Rogers glaubt, die Antwort zu kennen: „Weil es der Sport ist und das Klischee vorherrscht, dass du ein männlicher Typ sein musst, der andere weggrätscht. Und wenn du das nicht bist, bist du ein Ausgestoßener.“ Der 25-Jährige hatte sich im Februar geoutet und anschließend das Ende seiner Fußball-Karriere verkündet.

Die Umkleidekabinen der vier Top-Ligen gelten auch 2013 immer noch als Macho-Bastionen. Vor der diesjährigen Super Bowl in der NFL zwischen den San Francisco 49ers und Baltimore Ravens hatte 49ers-Cornerback Chris Culliver getönt: „Wir haben keine schwulen Spieler bei uns. Und wenn es welche gibt, sollen sie verschwinden. Ich kann nicht mit diesem süßen Zeug in einem Team sein.“ Ex-NFL-Star Hines Ward glaubt, „die NFL ist noch nicht bereit für einen schwulen Spieler.“

Brendon Ayonbadejo widerspricht. Der vereinslose Linebacker, der sich seit 2009 für die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe einsetzt, hatte bereits im Februar betont, dass sich demnächst vier NFL-Spieler outen könnten. „Wir sind in Gesprächen mit einigen, die darüber nachdenken. Es wird schneller passieren, als man denkt“, sagte Ayonbadejo. Man versuche es so zu organisieren, dass die Profis gleichzeitig den Schritt machen. Das würde den Druck von einem Einzelnen nehmen und wäre ein „monumentaler Tag.“ Für den ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton war schon der Entschluss von Collins ein wichtiges Signal: „Ich hoffe, dass jeder, insbesondere Jasons Kollegen in der NBA, die Medien und seine vielen Fans ihm weiter die Unterstützung geben, die er verdient hat.“

Collins selbst betonte, dass er nach seinem Bekenntnis („Ich bin ein 34 Jahre alter NBA-Center, ich bin schwarz und ich bin schwul“) so glücklich sei wie nie zuvor. Doch er weiß auf, dass dies nur der erste Schritt war. Erst im Sommer wird sich zeigen, wie Land und Liga tatsächlich reagieren. „Jason Collins bricht eine Barriere. Aber wird er einen Job in der NBA finden?“, fragte die „New York Times“.

Collins hat die Playoffs mit den Washington Wizards verpasst und ist derzeit auf der Suche nach einem neuen Verein. Der Routinier, der mit den New Jersey Nets immerhin zweimal das NBA-Finale erreicht hatte, spielte in der aktuellen Saison 38 Partien, erzielte im Schnitt nur 1,1 Punkte und fiel dabei kaum auf.

Sind die NBA-Manager bereit, ihn zu verpflichten, wenn sie wissen, dass es eben nicht nur um den Spieler gehe, sondern auch um dessen sexuelle Präferenzen, stellte der Sportsender ESPN zur Diskussion. Collins werde überrascht sein, wie viele zusätzliche Möglichkeiten er jetzt auf dem Tisch habe, vermutete Rick Welts, Präsident der Golden State Warriors. „Die richtige Reaktion wäre, wenn er einen Verein findet“, sagte Jerry Stackhouse von den Brooklyn Nets. Jim Buzinski hört dies gern. Für ihn steht jedoch fest: „Die Jason Collins-Story wäre eine Große, wenn er der erste Schwule wäre, der auch spielen würde.“