Stars on Ice: Eishockey-Lockout freute Europa

Berlin (dpa) - Für Amerikas Sport-Fans sind die sogenannten Lockouts ein Alptraum, Europas Eishockey-Anhängern bescherten die Aussperrungen schon zweimal unverhoffte Gastspiele von NHL-Stars. Eines davon war ebenso bizarr wie spektakulär.

Für ein Jäger-Schnitzel zauberte Jaromir Jagr auf Schalke - der Eishockey-Arbeitskampf in Nordamerika machte es möglich, dass der legendäre Tscheche im Januar 1995 einen Abend lang für die zweitklassigen Schalker Haie auflief. Während des Tarifstreits in der verkürzen NHL-Saison 1994/1995 sowie während der komplett ausgefallen Spielzeit 2004/2005 überbrückten etliche NHL-Profis die Aussperrung in Europa - eine Option, die nun auch für Basketball-Stars wie Dirk Nowitzki oder LeBron James in Betracht kommen könnte.

Jagr war im Januar 1995 auf dem Weg zu seinem Ex-Club Kladno und legte auf Vermittlung von Schalke-Spielertrainer Peter Fiala einen Stopp in Gelsenkirchen ein. Nach 27 Sekunden eröffnete der mittlerweile 39-Jährige den Torreigen und legte beim 20:3 gegen die Herner Miners noch die Hälfte der restlichen Treffer auf. Als Gage gab es angeblich bloß das Schnitzel mit Pommes und Mayo, allerdings wurden auch 15 000 D-Mark Versicherungssumme für den Star der Pittsburgh Penguins fällig. „Der hat noch bis ein Uhr in der Kabine gesessen und Trikots unterschrieben“, sagte der spätere Haie-Präsident Kay Fischbach, der damals als Fan das Spektakel in der 2500 Fans fassenden Emscher-Lippe-Halle erlebte.

Auch andere große NHL-Namen gaben Gastspiele in Deutschland. Ex-Bundestrainer Uwe Krupp lief fünfmal für Landshut auf, der Russe Pawel Bure streifte einmal das Trikot der Niederbayern über. Brendan Shanahan absolvierte drei Einsätze für die Düsseldorfer EG. Robert Reichel spielte sich in die Herzen der Frankfurter Fans, der Tscheche und Bruder des deutschen Nationalspielers Martin Reichel schoss in 21 Partien 19 Tore und gab 24 Vorlagen. Der Slowake Jozef Stümpel, später Weltmeister und vor zwei Monaten bei der WM in Bratislava noch beim 3:4 gegen Deutschland dabei, wirbelte ebenfalls: In nur 16 Spielen gelangen ihm 23 Tore und 39 Vorlagen für die Kölner Haie.

Zehn Jahre später hoben Stars aus Übersee das Niveau der DEL erneut an, auch deutsche Nationalspieler kehrten zurück. Marco Sturm ging für Ingolstadt auf Torjagd, Jochen Hecht wurde Vizemeister mit Adler Mannheim und unterlag im Finale den Eisbären Berlin, die in den Endspielen auf den verletzten Olaf Kölzig verzichten mussten. Der Torhüter paffte in der Kabine dennoch grinsend eine Meisterzigarre.