Nowitzki und seine Erben

Noch nie gab es so viele Deutsche in der besten Basketball-Liga der Welt. Während Dirk Nowitzki endlich wieder in die Play-offs will, steht vor allem der 20-jährige Dennis Schröder im Fokus.

Düsseldorf. In genau einer Woche startet die neue Saison in der Nordamerikanischen Basketballliga (NBA) — mit vier Nationalspielern sind ab dem 29. Oktober so viele Deutsche dabei wie noch nie. Zu „The German Wunderkind“ Dirk Nowitzki, der in seine 16. Profisaison geht, gesellen sich Elias Harris, Chris Kaman (beide Los Angeles Lakers) sowie Rookie Dennis Schröder (Atlanta Hawks).

Die Nummer 41 der Dallas Mavericks hat bereits vor dieser Saison einen Platz in der „Hall of Fame“ der NBA sicher. Als erster Europäer gewann er 2007 den Titel als „bester Spieler der Saison“, 2011 führte er seine Mavs zum Meistertitel gegen die eigentlich übermächtigen Miami Heat.

Auch heute gehört der 2,13 Meter-Hüne noch zu den besten Werfern der Liga. Sein „Fade-away“-Jumper (bei dem er einbeinig nach hinten springt und wirft) ist nach wie vor kaum zu verteidigen. Nowitzki kommt noch immer trotz seines Alters im Schnitt auf rund 20 Punkte pro Spiel. Von seiner hartnäckigen Knieverletzung aus dem vergangenen Jahr scheint er sich zudem vollständig erholt zu haben. In den bisherigen Vorbereitungsspielen machte der Power Forward einen sehr fitten Eindruck.

Zudem konnten die Mavericks mit Monta Ellis, José Calderón und Samuel Dalembert wichtige Spieler verpflichten, die Nowitzki endlich die nötige Entlastung verschaffen könnten. So scheint das Ziel „Play-offs“ absolut realistisch, nachdem man zuletzt erstmals seit Jahren nicht unter die besten acht Teams im Westen kam.

An 17. Stelle wurde Dennis Schröder von den Atlanta Hawks im Draft ausgewählt und gilt mittlerweile in den US-Medien als „Steal“ — also als Schnäppchen. Der Spielmacher konnte in den Vorbereitungsspielen durch Schnelligkeit, Übersicht und Kaltschnäuzigkeit überzeugen.

Gleich im ersten Testspiel gegen die Charlotte Bobcats gelang ihm der entscheidende Korb. Was ihm in seiner ersten NBA-Saison zu Gute kommen wird: Auf seiner Position gibt es für den 1,86 Meter großen Braunschweiger bei den „Habichten“ neben Jeff Tague nur wenig Konkurrenz. Daher könnte er von Trainer Mike Budenholzer einiges an Spielzeit bekommen — für junge Spieler in der Debüt-Saison alles andere als selbstverständlich.

Da das Team zu schwach besetzt ist — mit Josh Smith wurde der wichtigste Spieler abgegeben — wird es mit den Play-offs knapp. Vielleicht reicht es im traditionell schwächer besetzten Osten aber noch für Platz 8. Zum deutsch-deutschen Duell kommt es für Schröder gleich am ersten Spieltag, dann spielen seine Atlanta Hawks bei den Mavericks mit Nowitzki.

Dass Elias Harris im Draft nicht ausgewählt wurde, kam überraschend. Denn eigentlich hatte der 2,03 Meter große Forward bei der Gonzaga University zu gute Leistungen gezeigt. Harris gab nicht auf — und konnte sich während der Sommer-Camps so gut präsentieren, dass sogar die Los Angeles Lakers zugriffen.

Für das Minimalgehalt bekam er einen Einjahres-Vertrag und soll sich jetzt auf höchstem Niveau beweisen. Mit Nationalspieler Chris Kaman — der selbst unter Beobachtung steht — hat er einen Ansprechpartner, der ihm einige Tipps geben kann. In den Testspielen bekam Harris bisher wenige Minuten Spielzeit, in denen er aber seine Fähigkeiten aufblitzen ließ. Trotz der fehlenden Größe ist Harris besonders in der Verteidigung eine Alternative für Lakers-Coach Mike D’Antoni.

Da sich der Klub im Umbruch befindet, ist nach einer guten Saison auch ein neuer, langfristiger Vertrag realistisch. Für Harris gilt es, Fuß zu fassen und sich an die NBA zu gewöhnen. Wenn Superstar Kobe Bryant im Laufe der Saison ins Team zurückkehrt, sind die Play-offs trotz vieler Abgänge möglich.