Nowitzki vor Heim-EM: Mit Publikum soll „einiges gehen“

Berlin (dpa) - Dirk Nowitzki begann seine EM-Mission tiefenentspannt. Auch nach schweißtreibendem, zweieinhalbstündigem Training stand der 37 Jahre alte Basketball-Superstar gut gelaunt in der Berliner Abendsonne, gab lächelnd den jungen Fans Autogramme, posierte für Selfies.

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Während der nicht-öffentlichen Auftakteinheit hatten sich zuvor immer wieder einige Kinder ihre Nasen an der Glasscheibe der Trainingshalle platt gedrückt, um einen Einblick zu erhaschen. Bei der EM setzt Nowitzki dann auf die Unterstützung der ausverkauften Arena am Ostbahnhof. „Mit heimischem Publikum wird da hoffentlich einiges gehen in Berlin“, sagte er. „Wir haben fünf Spiele in sechs Tagen, das ist ein Wahnsinnsprogramm.“

Seit Mittwoch bereitet sich das deutsche Team auf die ersten Heim-Auftritte bei einer Europameisterschaft seit 22 Jahren vor - für Nowitzki geht damit im Spätherbst seiner Karriere ein langgehegter Wunsch in Erfüllung. „Wenn die EM irgendwo anders gewesen wäre, wäre die EM mit 37 kein Thema mehr gewesen“, erklärte er seine Zusage. „Aber im eigenen Land kribbelt es schon.“

Und so quälte sich der Würzburger so früh wie selten zuvor während einer Turnier-Vorbereitung mit Mentor Holger Geschwindner in Einzelschichten. Die ersten Test-Auftritte gerieten wie erwartet noch holprig, zwischenzeitlich verfehlte Nowitzki mit einem Punkt gegen die Türkei den Negativrekord aus seinem Premieren-Länderspiel nur knapp. 1997 war er in Portugal ganz ohne Zähler geblieben.

Weil phasenweise aber auch immer mal wieder die alte Extraklasse durchschimmerte, rechnet Bundestrainer Chris Fleming fest mit weiteren Großtaten seines Co-Kapitäns. „Er hatte in der Vorbereitung noch schwere Beine, aber seine Rolle für uns ist sehr wichtig“, sagte der Coach über Nowitzki. „Er ist einer der besten Scorer aller Zeiten. Diese Wurf- und Scoringqualitäten, die hat er immer noch. Dazu hat er noch eine große Leadershiprolle.“

Nach der Verletzung von Center Maik Zirbes wird Nowitzki voraussichtlich nicht nur auf seiner angestammten Flügelposition agieren, sondern abundzu direkt unter dem Korb aushelfen müssen. Aber auch abseits des Parketts kommt dem EM-Silbermedaillengewinner von 2005 eine ganz wichtige Rolle zu.

„Er bringt eine gute Stimmung rein“, charakterisierte ihn NBA-Neuling Tibor Pleiß. „Viele sind noch jünger. Er nimmt sie sich ran und sagt, dass man einfach nur Spaß haben muss. Dirk ist wichtig durch seine Erfahrung. Er ist ein großartiger Spieler, eine großartige Persönlichkeit.“

Mit Pleiß spielte Nowitzki bereits bei seinen zuvor letzten EM-Auftritten vor vier Jahren zusammen. Ansonsten sind von der enttäuschenden Euro in Litauen nur noch Robin Benzing und Heiko Schaffartzik, mit dem er sich die Spielführerrolle teilt, im Team. „Dieses Jahr sind ein paar dabei, die kannte ich nur vom Namen“, sagte Nowitzki, der sich ein wenig wie „der Opa von manchen“ fühlt. „Wir haben uns ganz gut eingefügt, ich bin ja auch eher ein lockerer Typ, mit mir kann jeder schnell auskommen.“