Obradovic-Zukunft bei ALBA Berlin offen

Berlin (dpa) - Es wirkte wie eine Verteidigungsrede, als ALBA- Trainer Sasa Obradovic nach dem enttäuschenden Viertelfinal-Aus in der Basketball-Bundesliga gegen Bayern München vor die Presse trat.

„Niemand kann das als negative Saison verbuchen“, sagte der sichtlich geknickte Serbe und verwies auf die starken Auftritte auf dem europäischen Parkett. Als erste deutsche Mannschaft landeten die Berliner Siege in der Zwischenrunde der Euroleague - der Champions League im Basketball. Mit dem Pokalsieg beendete ALBA zudem die Durststrecke von vier titellosen Jahren. Doch reicht das für eine Weiterbeschäftigung des Trainers?

Das Halbfinale in der Meisterschaft, zugleich das dritte Saisonziel, verpassten die Albatrosse. Drei Pleiten gegen Bayern besiegelten erneut das frühe Aus in den Playoffs. So ist die Zukunft des Trainers offen, denn sein Vertrag hätte sich nur bei einer Finalteilnahme automatisch verlängert.

„Sasa hat enormen Basketball-Sachverstand und ist ein großer Kämpfer, der ALBA-Blut hat. Aber er ist eben ein jüngerer Trainer, der noch nicht alle Erfahrungen hat“, sagte ALBA-Manager Marco Baldi in der TV-Sendung „Sportplatz“ des RBB. „Wir Verantwortlichen werden da jetzt eine Nacht drüber schlafen und dann die Köpfe zusammenstecken.“

Zuerst müssen die Eindrücke aus dem entscheidenden Spiel in München sacken. Hier wirkten die Berliner vor allem im ersten Viertel extrem verunsichert und gerieten schnell mit 13 Punkten in Rückstand. „Im Angriff haben wir die nötige Ruhe und Geduld komplett vermissen lassen“, kritisierte Sportdirektor Mithat Demirel. Dazu kamen „zahlreiche individuelle Fehler - vorn und hinten“.

Erst als die Berliner im Schlussviertel beinahe aussichtslos zurück lagen, rafften sie sich noch einmal auf. „Wir haben bis zum Ende gekämpft und versucht, sie einzufangen“, lobte Obradovic den Charakter seines Teams. Doch zeigten die Leistungsschwankungen im letzten Saisonspiel auch, woran es der Mannschaft über die ganze Spielzeit fehlte. „Wir haben es nicht geschafft, über 40 Minuten unsere Intensität aufs Parkett zu bringen und konstant zu spielen. Das zieht sich fast durch die gesamte Saison“, analysierte Demirel.

Ein Grund für die Fluktuation im ALBA-Spiel sah der Coach unter anderem in der hohen Belastung aus der Euroleague, die den Berlinern 24 zusätzliche Spiele bescherte. „Dafür mussten wir einen Preis zahlen - und der war teuer“, sagte Obradovic mit Blick auf die lange Verletztenliste der Berliner. Jungstar Nihad Djedovic konnte in München wegen einer Schulterprellung gar nicht mitspielen, Zach Morley und DaShaun Wood gingen angeschlagen in die Partie. Die Langzeitverletzten Nathan Peavey, Vule Avdalovic und Ali Traoré konnten schon länger nicht mehr eingreifen. Zu viele Ausfälle. Ob das jedoch Obradovic rettet, werden die kommenden Tage zeigen.