Real Madrid für FC Bayern „interessantes Konstrukt“
München (dpa) - Ein anderer Club als Leitbild kommt im Selbstverständnis des FC Bayern natürlich nicht vor. Aber einen anerkennenden Blick zum Real Madrid erlauben sich die Münchner Basketballer vor dem ungleichen Duell mit dem Branchenprimus in der Euroleague schon.
„Ich mag nicht von Vorbild sprechen, weil wir einen eigenen Weg finden müssen. Dieser Verein muss eine eigene DNA, eine eigene Identität haben“, betonte Geschäftsführer Marko Pesic vor dem Zwischenrundenspiel gegen den spanischen Rekordmeister. „Aber Madrid macht durchaus etwas, was man sich abschauen kann. Dieses ganze Konstrukt ist sehr, sehr interessant und Schritt für Schritt aufgebaut worden.“
Die Aufgabe erscheint schier unmöglich: Alle 22 Ligaspiele gewannen die Madrilenen diese Saison, holten sich den nationalen Pokal im Duell mit dem Erzrivalen FC Barcelona und waren in 18 von 19 Partien der europäischen Königsklasse nicht zu bezwingen. In der ersten Halbzeit des Hinspiels glückte den Bayern vor acht Wochen in der spanischen Hauptstadt „eine der besten Leistungen“ (Pesic) - am Ende stand eine Niederlage mit 24 Punkten Unterschied. „Im Nachhinein brauchen wir genau diese Spiele gegen solche Mannschaften für unsere Entwicklung“, erklärte Sportdirektor Pesic.
Mit kolportierten 35 Millionen Euro liegt der Jahresetat von Real rund dreimal so hoch wie beim aufstrebenden Bundesliga-Tabellenführer - der Qualitäts-Unterschied erklärt sich jedoch nicht allein aus den finanziellen Voraussetzungen. „Sie haben viel mehr Geld zur Verfügung, aber das haben sie sich ja über Jahre verdient mit ihrer Tradition, Strategie und der Art wie sie spielen. Das kann man nicht oft genug loben“, bekräftigte Pesic und hob neben der „unglaublichen Qualität“ auch die „Kontinuität“ hervor.
Seit drei Jahren coacht der frühere Real-Profi Pablo Laso das Starensemble, aus dem die Spanier Rudy Fernandez, Sergio Llull und Sergio Rodriguez herausragen. Hochkarätig ergänzt wird das einheimische Trio unter anderem vom Jungstar Nikola Mirotic, dem eine Karriere in der nordamerikanischen Profiliga bevorsteht, sowie dem Center-Hünen Ioannis Bourousis. „Real hat fünf, sechs Spieler in seinen Reihen, die selbst in der NBA problemlos Führungsrollen übernehmen können“, lobte Coach Svetislav Pesic. „Real ist sicherlich keine einfache Herausforderung, aber eine wertvolle Erfahrung“, erklärte der Bayerns früherer Barcelona-Profi Nihad Djedovic.
Doppelt so viele Tickets wie verfügbar hätten die Münchner vor dem Duell mit dem offensivstärksten Euroleague-Team verkaufen können - und hoffen auf die minimale Sieg-Möglichkeit, um die Ausgangslage im Rennen um die Vierteltickets zu verbessern. „Es gibt keine Mannschaft, die unschlagbar ist“, versprach Sportchef Pesic. „Und es gibt kein Spiel, in dem man nicht zumindest eine kleine Chance hat, vor allem wenn man zu Hause spielt.“