Regeneration in der Botschaft - Basketballer hoffen
Ljubljana (dpa) - Das Kuchenbüfett entlockte Bastian Doreth Stunden nach der zweiten EM-Enttäuschung wieder ein freudiges Lachen. „Schwarzwälder Kirschtorte“, schwärmte der Basketball- Nationalspieler während des abendlichen Empfangs bei der deutschen Botschafterin in Ljubljana.
Im lauschigen Garten der Residenz im Nordwesten der slowenischen Hauptstadt startete das junge Team von Bundestrainer Frank Menz die etwas andere Regeneration für den Pflichtsieg am Sonntag, mit dem die kleine Chance auf die Euro-Zwischenrunde erhalten werden soll. „Wir müssen einfach wegkommen vom Basketball, einen Tag runterkommen und dann mit neuem Elan gegen Großbritannien spielen“, sagte Kapitän Heiko Schaffartzik nach dem unnötigen 83:88 gegen die bislang ungeschlagene Ukraine.
Bei der ersten knappen Niederlage im Verlängerungskrimi gegen Belgien hatte das junge Team noch emotional und physisch ausgelaugt vom Auftaktcoup über Frankreich gewirkt. Doch auch in der dritten Partie schlichen sich immer wieder Leichtsinnsfehler und Nachlässigkeiten ein, die nun schleunigst abgestellt werden sollen.
„Es ist wichtig, dass wir 40 Minuten Gas geben, wir müssen den Rebound kontrollieren und nach vorne pushen“, forderte Philipp Zwiener für das Duell mit den Briten. Die Ukraine hatte noch doppelt so viele Rebounds wie die deutsche Mannschaft am offensiven Brett gesammelt. „Wir haben nichts mehr zu verlieren, das muss uns bewusst sein. Ich glaube immer noch, dass wir es schaffen können“, sagte Flügelspieler Zwiener.
Die Hoffnung beruht allerdings auch auf Rechenspielen - „für mich ist frustrierend an unserer Ausgangsposition, dass wir es nicht mehr selber in der Hand haben“, meinte Aufbauspieler Per Günther. Bei Siegen über Großbritannien und am Montag gegen Israel müsste das Team beispielsweise auf zwei Niederlagen von Belgien oder ein erneutes Straucheln von EM-Mitfavorit Frankreich gegen die Ukraine setzen, damit der Sprung unter die Top 3 der Vorrundengruppe A noch gelingen kann. „Der freie Tag tut gut, das merkt man schon“, sagte Menz. „Wir dürfen nicht so viel nachdenken, müssen bei unserem Konzept bleiben.“
Der Coach betonte, dass er die taktische Richtung bestimme. „Ich gebe vor, was gespielt wird. Die Mannschaft setzt eins-eins mein Konzept um und zwar in allen Bereichen“, sagte Menz. Gegen die Ukraine hatte Schaffartzik in einer Auszeit kurz vor Schluss einen anderen Spielzug als zuvor Menz angesagt. Darauf könne er sich „einlassen, wenn die Mannschaft der Meinung ist, eine andere Offense wäre in der Situation angebracht“, erklärte Menz. Damit habe er kein Problem. „Wenn ich der Meinung bin, wir müssen es anders spielen, da kann ich mich durchsetzen, da spielen wir das auch anders.“
Der Trainer mache „immer die Ansagen“, bekräftigte Schaffartzik. „Der Trainer gibt uns die Freiheiten, Ansagen zu machen, wenn wir etwas sehen. In der Situation war das der Fall.“ Er habe darauf hingewiesen, dass die Positionen der Spieler sich nach einem Wechsel geändert hätten und so das vorher angesagte System nicht mehr möglich gewesen sei.
Zuspruch für die Nervenprobe erhalten die Menz-Männer auch aus der Heimat. „Sie sind noch nicht ganz raus“, betonte Superstar Dirk Nowitzki via „Bild“-Zeitung. „Allerdings ist das Problem in unserer Gruppe, dass da jeder jeden schlagen kann.“
Auch Botschafterin Anna Prinz sprach im blauen Kleid auf der Terrasse ihrer Residenz letzten Mut zu: „Ich bin sicher, dass wir das zusammen packen.“ Dann könnten die deutschen Korbjäger auch den Plan von Ingo Weiss umsetzen - es habe für die Residenz-Visite direkt im Anschluss an das Ukraine-Spiel vorab die Optionen Regeneration oder Party gegeben, sagte der Verbandspräsident: „Wahrscheinlich regenerieren wir ein klein wenig, und verschieben die Party auf Sonntag.“