Weltmeister Franz Wagner entschied sich für den positiven Blick auf die NBA-Hauptrunde. Klar, als Fünfter der vergangenen Saison ist Rang sieben und der Umweg über die Play-Ins ein Rückschritt für die Orlando Magic. Auf der anderen Seite hat das Team eine Saison hinter sich, in der die wichtigsten Spieler alle lange fehlten. „Es ist ein bisschen unsere eigene Schuld, dass wir in dieser Position sind. Wenn wir zurückschauen, gibt es einige Spiele, die wir gerne gewonnen hätten. Aber, dass wir trotz der ganzen Verletzungen auf Position sieben stehen, ist ziemlich cool“, sagte Wagner also.
In der Nacht zu Mittwoch treffen die Orlando Magic auf die achtplatzierten Atlanta Hawks, der Sieger steht in der ersten Runde der Playoffs und trifft dort auf Titelverteidiger Boston Celtics. Für den Verlierer gibt es eine zweite Chance gegen den Sieger der Partie zwischen den Chicago Bulls und den Miami Heat, die in der regulären Saison Neunter und Zehnter geworden sind. Als Lohn kommt es in der ersten Runde der Playoffs dann zu einer Serie mit den Cleveland Cavaliers, die die Eastern Conference souverän gewannen.
Wagners erste Playoff-Serie endete in einem Spiel sieben
Vergangenes Jahr ging es in der ersten Runde bereits gegen die Cavaliers, es waren die ersten Playoff-Partien in Wagners Karriere als NBA-Profi. Nach sieben Spielen war zwar schon wieder Schluss, doch in Florida hatte sich ein Gefühl etabliert: Dieses Team um Wagner und Paolo Banchero ist auf dem Weg nach oben. „War das unser gewünschtes Resultat? Sicher nicht. Aber wir nehmen das positive mit und bauen darauf auf“, hatte er mit etwas Abstand zur Niederlage im entscheidenden siebten Spiel gesagt.
Der Start in die Saison misslang dann zunächst, nur vier der ersten zwölf Spiele gewann Orlando - dann aber holten die Magic 12 Siege aus 13 Spielen und setzten sich in der Spitzengruppe der Eastern Conference fest. Rang drei, Rang vier: Orlando war plötzlich in Sphären unterwegs, die das junge Team nicht kannte - und das trotz einer langwierigen Bauchmuskelverletzung von Banchero, der insgesamt 34 Partien verpasste. Wagner, der als einer von sechs Profis für den NBA Sportsmanship Award nominiert ist, übernahm in dieser Zeit noch mehr Verantwortung.
Beide Wagners, Banchero, Suggs: Die Verletzungen waren zu viel
Als sich Franz Wagner Anfang Dezember aber selbst eine sehr ähnliche Verletzung wie Banchero zuzog und am 21. Dezember dann auch noch sein Bruder Moritz Wagner das Kreuzband riss, war das zu viel für Orlandos Kader. Der ältere der Wagner-Brüder war in Orlando nicht nur als Energiespender der zweiten Reihe von enormem Wert, sondern hatte sich auch etwas überraschend zum sichersten Dreier-Schütze der Mannschaft entwickelt.
Kurz vor der All-Star-Pause verloren die Magic neun von zehn Partien und rutschten in der Tabelle ab, im März gab es eine zweite Serie von fünf Pleiten nacheinander. Trotz des Ausfalls von Aufbauspieler Jalen Suggs, der zwar nicht der beste Spieler der Mannschaft ist, nach Einschätzung von Experten aber der am schwersten zu ersetzende, fing sich das junge Team. Dass es am Ende mit jeweils 41 Siegen und Niederlagen Rang sieben und den Heimvorteil gegen die Hawks sicherte, kann Trainer Jamahl Mosley nicht zu Unrecht als Erfolg verkaufen.
Das letzte Spiel der regulären Saison verlor Orlando am Sonntag 105:117 - in Atlanta. Mosley schonte Leistungsträger wie Franz Wagner und Banchero und setzte Reservisten ein. „Die Jungs hier gesund raus zu bekommen - das war im Moment das Wichtigste für uns“, sagte Mosley.
Wollen die Magic - wie seit 2009 nicht mehr - wieder um den Titel in der NBA spielen, muss die Mannschaft die gemeinsame Zeit von Wagner und Banchero nutzen. Erfahrung ist dabei kein zu unterschätzender Faktor. Und in die Playoffs kommen können die Profis ja weiterhin. „Jeder freut sich sehr darauf, wir haben letztes Jahr schon mal ein bisschen davon kosten können. Da wollen wir wieder hin“, sagte Wagner.
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