Stammspieler weg: ALBA startet die Kompletterneuerung

Berlin (dpa) - Auch Heiko Schaffartzik wollte nicht mehr. Zumindest hatte der Kapitän der Basketball-Nationalmannschaft keine Lust mehr auf Pokalsieger ALBA Berlin. Mit der Vertragsauflösung des Spielmachers ist der Totalumbruch beim einstigen Serienmeister perfekt.

Wie mehrere Medien berichteten, könnte nach Top-Center Yassin Idbihi auch der 29-Jährige zum FC Bayern München wechseln. Für ALBA heißt das: Alle Stammspieler haben den Club verlassen - Kontinuität sieht anders aus. Manager Marco Baldi ist genervt von den Vorwürfen. „Ich will jetzt nicht groß über Konzepte reden, uns wird ja sowieso ständig nachgesagt, dass wir keines hätten“, sagte der 51-Jährige. Stattdessen sollen Taten sprechen. „Wenn zwei, drei Wochen ins Land gegangen sind, werden wir einen konkurrenzfähigen Kader haben“, kündigte Baldi an.

Die ersten Konturen des neuen Teams sind schon zu erkennen. Am Dienstag verpflichtete der Hauptstadtclub den polnisch-amerikanischen Dreierspezialisten David Logan (30) sowie den mazedonischen Nationalspieler Vojdan Stojanovski (25) - beide sind Aufbauspieler.

„David Logan ist ein großartige Verpflichtung. Er hat bei europäischen Top-Teams unter einigen der besten Trainer gespielt. David ist im besten Basketballalter, offensiv äußerst schwer zu stoppen und ein sehr ambitionierter Spieler“, sagte ALBA-Coach Sasa Obradovic. Stojanovski kennt der ALBA-Coach noch aus seiner Zeit bei BC Donezk: „Vojdan war einer meiner Schlüsselspieler zum Gewinn der ukrainischen Meisterschaft. Er ist ein harter Arbeiter, der bewiesen hat, dass er gut zu meiner Philosophie passt.“

Bisher hatte ALBA hauptsächlich junge deutsche Perspektiv-Spieler verpflichtet. „Was die Deutschen anbelangt, sind wir sehr gut aufgestellt: Alex King kommt als absoluter Leistungsträger und Nationalspieler zu uns. Bar Timor spielt für Israel, hat aber auch einen deutschen Pass.“ Und in Jonas Wohlfarth-Bottermann und Ismet Akpinar habe ALBA zwei vielversprechende Nachwuchsspieler geholt.

Doch hätte nicht auch ein erfahrener Schaffartzik die jungen Spieler weiterbringen können? Marco Baldi glaubt das nicht: „Ein Anleiter, der gar nicht da sein will, bringt uns überhaupt nichts. Er wollte einen Tapetenwechsel. Für uns macht es dann keinen Sinn, auf den Vertrag zu pochen.“

Schon im März habe der 29-jährige Abwanderungsgedanken gehegt. Danach kam die öffentliche Auseinandersetzung in den Medien, als Schaffartzik Partei gegen das Management und für seinen Kumpel Idbihi ergriffen hatte. Der ist mittlerweile nach München geflohen. Nach Informationen der „Abendzeitung“ und der „Süddeutschen Zeitung“ bemüht sich der FC Bayern auch um Schaffartzik.

Ob München oder nicht, in Schaffartzik geht nicht nur der letzte Stammspieler, sondern mit seiner „Berliner Schnauze“ auch der Publikumsliebling. Entsprechend wütend war das Echo in den sozialen Netzwerken - die Fans vermissen ihre Identifikationsfiguren. „Genau deswegen haben wir doch die jungen Spieler geholt und ihnen lange Verträge gegeben“, konterte Baldi und ergänzte: „Wir machen das auch nicht aus Spargründen, sondern weil wir davon überzeugt sind. Man muss sich keine Sorgen um ALBA Berlin machen.“ Das sehen einige Fans anders.