Beach-Boys Brink/Reckermann für Olympia gesetzt
Timmendorfer Strand (dpa) - Die Mission Gold bei Olympia 2012 in London gehen die Beach-Volleyballer Julius Brink und Jonas Reckermann ganz einfach an: „Unser tägliches Brot ist unser tägliches Glück.“ Diesen Leitsatz haben die Weltranglistendritten verinnerlicht.
„Die Saison hat gezeigt, dass wir auch die Amis und Brasilianer schlagen können, aber ich kann nicht jeden Tag an Olympia denken“, erzählt der 29 Jahre alte Brink, „was ist, wenn ich mich verletze? Ich genieße es, mit Jonas daraufhin zu arbeiten“.
Wer die Zwei am Wochenende auf dem Weg zum dritten deutschen Meistertitel am Timmendorfer Strand erlebte, war beeindruckt von ihrer Weiterentwicklung. Für jede Spielsituation haben die Sand-Profis eine Lösung, Brinks Flatteraufschläge sind ebenso wertvoll wie Reckermanns Block. „Ich habe noch nie ein Paar getroffen, das so ideal zusammenpasst“, schwärmt Verbandspräsident Werner von Moltke, „sie sind auf dem besten Weg, wie Heiner Brand im Handball und Paul Schockemöhle im Reiten zu Aushängeschilder des Beach-Volleyballs zu werden“.
Deutschland hat je zwei olympische Team-Startplätze bei Männern und Frauen. Dabei stellt von Moltke seinem Erfolgsduo einen Freifahrtschein aus: „Sie sind die Nummer drei der Welt, nur eine Verletzung kann sie stoppen.“
Nach dem WM-Titel 2009 hofft der ehemalige Zehnkämpfer nun auf eine olympische Medaille im Londoner Sand, die eine ganze Sportart aus der Versenkung holen soll. Wegen der Bankenkrise sind die Zuschüsse vom Bundesinnenministerium an den Volleyball-Verband um 200 000 Euro auf 700 000 zusammengestrichen worden, Fernseheinnahmen hat man nach dem einjährigen Gastspiel von RTL in 2005 keine mehr und die deutsche Beach-Tour dümpelt auch so dahin.
Brink/Reckermann beklagen sich nicht groß über die geringe Zuwendung, sie haben akzeptiert, dass sie gegen andere Nationen wie „Kreisklasse gegen Champions League“ ankämpfen. Und vielleicht sind sie gerade deshalb so gut: von Flügen über den gesamten Globus bis zu PR-Terminen und Gegnern im Wintertrainingscamp in Neuseeland organisieren sie alles und tragen auch die Verantwortung selbst.
Aber allein sind sie nie. Drei Trainer kümmern sich das ganze Jahr um die Europameister. Und ein Mentalcoach, der besonders dem extrovertierten Brink geholfen hat, sich zurückzunehmen. Galt er früher in der Beach-Szene als Flegel im Sand, weiß er heute sein Adrenalin gezielt in Spielsituationen einzusetzen. Ausraster sieht man nicht mehr. „Man kann nicht immer nur seinen Kopf durchbringen“, sagt er und fügt überzeugend hinzu: „Grundsätzlich bin ich sehr glücklich, wie unsere Beziehung läuft“. Dabei meint er nicht seine Freundin, sondern Partner Jonas. „Sie drehen trotz ihrer großen Erfolge nie durch“, bestätigt von Moltke.
Das kleine Unternehmen klappt gut, dank einiger Sponsoren bewegen sich die Jahreseinnahmen im höheren sechsstelligen Bereich. Einen Großteil davon stecken die Profis in ihr Expertenteam, das bis London noch einiges vorhat. Wegen der körperlichen Überlegenheit der Brasilianer und Amerikaner müssen die Deutschen sich einiges einfallen lassen. So tüfteln sie Tag und Nacht an Aufschlagvarianten und Blockverbesserungen.
„Der Block wird immer wichtiger im Beach-Volleyball“, bestätigt Brink, der nach einer langen Saison müde wirkt. Noch ein Einladungsturnier in Düren, in vier Wochen die letzte Welttour-Station in Agadir, dann ist endlich Pause. Und Urlaub. Den verbringen sie getrennt mit ihren Partnerinnen. Vielleicht ist das das Geheimrezept der Zwei, die sich scheinbar nie auf den Geist gehen.