Kein rotes Trikot: Neuers Rückkehr nach Schalke
Düsseldorf (dpa) - Manuel Neuer kehrt nach nur zwei Monaten nach Schalke zurück - aber nur im Trikot der deutschen Nationalmannschaft. Das EM-Qualifikationsspiel gegen Österreich wird für den Torwart des FC Bayern nach dem emotionalen Millionen-Wechsel zu einer bewegenden Angelegenheit.
„Ich freue mich, in die Arena auf Schalke zurückzukehren. Ich weiß, dass viele Freunde mich begleiten werden“, sagte Neuer vor der Partie am Freitag. Unmutsäußerungen von immer noch enttäuschten Schalke-Fans fürchtet der 25-Jährige nicht. „Ich weiß nicht, was mich erwarten wird. Ich denke, dass die deutschen Fans auch hinter der deutschen Mannschaft und hinter dem deutschen Torwart stehen“, sagte der Bursche aus Gelsenkirchen-Buer.
Ganz ohne Sorge ist man beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) aber nicht. Teammanager Oliver Bierhoff erwartet von den Fans Fairness für den Ruhrpott-Rückkehrer. „Es ist vielleicht gut, dass das erste Spiel nicht im Trikot der Bayern passiert, sondern im Trikot der Nationalmannschaft“, sagte Bierhoff. „Wir fordern alle Fans im Stadion auf, ihn zu unterstützen.“ Nervosität beim Keeper fürchtet der Ex-Nationalspieler nicht. „Es ist immer beeindruckend, wie Manuel mit diesen Situationen umgeht. Ich weiß nicht, wie es bei ihm innen aussieht. Aber er wirkt ruhig und gelassen“, berichtete Bierhoff.
Das 22. Länderspiel ist Neuers zweiter DFB-Auftritt „auf Schalke“. Erstmals stand er beim vom Tod Robert Enkes überschatteten 2:2 gegen die Elfenbeinküste am 18. November 2011 für 45 Minuten in seiner Heim-Arena im Tor - und machte keine gute Figur. Diesmal wird eine fröhliche Atmosphäre herrschen, ist sich Neuer sicher. Und baut auch auf Unterstützung der Verwandtschaft. „Meine Familie werde ich besuchen. Es sind Karten bestellt, 20 Stück ungefähr. Sie freuen sich auch, mich wieder zu sehen“, sagte der Schlussmann.
Der Schritt nach München war für Neuer einer zur Selbstständigkeit. „Ich habe mein Leben verändert. Ich bin in eine neue Stadt gegangen mit 25 Jahren. Ich wollte mich ja auch verändern. In Gelsenkirchen hatte ich die ganze Familie um mich rum. Jetzt stehe ich auf eigenen Füßen und habe das bis jetzt gut hinbekommen“, berichtete der blonde Hüne.
Sein Torwart-Spiel hat sich an der Isar auch verändert. In Schalke flogen ihm oft die Bälle im Minutentakt um die Ohren, jetzt sind die Gelegenheiten, die eigene Klasse zu zeigen, rar. „Ich bekomme nicht so viel zu tun und muss doch auf der Höhe sein. Das ist nicht ganz so einfach für mich zur Zeit“, gestand Neuer. Das von ihm verschuldete Gegentor beim 0:1-Auftakt gegen Mönchengladbach scheint noch nicht ganz vergessen.
Mit 25 Jahren fühlt sich Neuer noch jung - und angesichts der Torwart-Jugend-Welle in der Bundesliga doch schon an die eigenen Anfänge erinnert. „Wir wissen, dass wir auf der Torwartposition keine Probleme haben“, sagte er. Die junge Konkurrenz wie den erstmals berufenen Ron-Robert Zieler nimmt er gelassen zur Kenntnis. „Er hat die Nominierung verdient“, sagte Neuer.
Immerhin modisch wird Neuer die Ruhrpott-Rückkehr für eine Nacht nicht unnötig erschwert. Im grünen Trikot wird er in der alten Heimat auflaufen. Vier Tage später beim Test in Polen trägt der deutsche Torwart dann das „Auf Schalke“ unbeliebte Münchner Rot. „Da kann ich eh nicht mitreden. Das wird festgelegt“, sagte Neuer zum pikanten Farbenspiel.