Deutschland als letzte Chance für Arnautovic

Bremen (dpa) - Vor dem Spiel gegen Deutschland schweigt Marko Arnautovic - und nicht nur sein Trainer ist froh darüber. Österreichs größtes Fußballtalent ist unfreiwillig wortkarg, denn die Begnadigung durch Dietmar Constantini ist offensichtlich mit Bedingungen verknüpft.

Die nachträgliche Berufung für das Spiel am Freitag in Gelsenkirchen darf durchaus als letzte Chance für Arnautovic aufgefasst werden. „Es ist gescheiter, wenn er sich aufs Training konzentriert“, kommentierte Constantini durchaus süffisant. Auch dem Coach ist schließlich aufgefallen, dass der Profi von Werder Bremen bisher mehr außerhalb des Platzes als auf dem Rasen auffällig geworden ist.

Gleichwohl hält der österreichische Nationaltrainer den 22 Jahre alten Angreifer - genau wie der Bremer Coach Thomas Schaaf - noch immer für einen potenziellen Klasse-Kicker. „Er ist ein Spieler, der den Unterschied ausmachen kann“, sagte Constantini.

Rempeleien in der Kabine des Nationalteams, Disko-Besuche vor Bundesligaspielen oder Ausführungen über seine Vorliebe für Silikon-Brüste - Arnautovic' Liste mit Eskapaden und Vorfällen ist nicht gerade kurz. Mancher schmunzelt darüber, andere bezeichnen den 22-Jährigen als „Problemfall“ oder sogar als „Skandal-Kicker“.

Zumindest sportlich zeigte der Profi mit den vielen Tätowierungen und dem Irokesen-Haarschnitt zuletzt, dass noch Grund zur Hoffnung besteht. Mit zwei Bundesligatoren und vermehrtem Einsatz auf dem Rasen demonstrierte er seine Lernfähigkeit. „So kann es ruhig weiter gehen“, sagte Arnautovic nach dem 2:1 (1:1) am Samstag bei 1899 Hoffenheim - ehe sein vorläufiges Schweigegelübde begann.

Österreichs Kapitän Mark Janko kommentierte das nicht ganz freiwillige Schweigen launig: „Für die Journalisten ist es nicht gut, weil sie weniger zu schreiben haben. Aber für uns ist es sicher kein Nachteil.“ Arnautovic erhält im Trainingslager viel Zeit zum Nachdenken und bewohnt in Bad Tatzmannsdorf ein Einzelzimmer.

So ganz einfach war die Begnadigung für Österreichs Nationaltrainer nicht. Immerhin musste Constantini erst bei einigen Spielern nachfragen, ob sie denn wieder mit Arnautovic spielen wollen. Dabei ging es vor allem um die Vorfälle beim Länderspiel in der Türkei, wo Arnautovic nach der 0:2-Niederlage in der Kabine mit seinem Mitspieler Stefan Maierhofer aneinandergeraten war. „Wenn er jetzt sportlich seine Leistungen bringt und er der Mannschaft weiterhilft, dann ist es okay“, sagte Maierhofer.

„Ausschlaggebend war, dass er mich angerufen hat und wir uns ausgetauscht haben“, berichtete Österreichs Coach. „Auch sein Trainer Thomas Schaaf hat seine positive Entwicklung auf und abseits des Platzes bestätigt.“

Constantini hat dem Bremer Profi allerdings auch klare Grenzen gesetzt. „Ich habe ihm gesagt, was Sache ist“, berichtete der Coach: „Wenn das nicht eingehalten wird, ist er weg.“ Das lässt an Deutlichkeit kaum zu wünschen übrig.

Gewisse Restzweifel dürfen durchaus erlaubt sein. Völlig überzeugt sind auch seine Mitspieler nicht, wie aus der Aussage von Österreichs Kapitän Janko herauszuhören ist: „Ich denke, dass er jetzt hoffentlich auch die Kurve gekriegt hat.“