Berlins Volleyball-Held Lebedew: „Hölle durchlebt“

Friedrichshafen (dpa) - In der Nacht nach dem traumhaften Titelgewinn brachten die Berlin Volleys Mark Lebedew ein Ständchen.

Das ersehnte Geschenk zum 46. Geburtstag hatten sie ihrem Erfolgstrainer aber schon Stunden zuvor mit dem Sieg im vierten Playoff-Spiel gegen den Erzrivalen VfB Friedrichshafen gemacht.

In sich gekehrt nahm Lebedew nach dem erlösenden 3:2 (25:23, 25:22, 23:25, 22:25, 15:11) am Rande des Podiums Platz. Mit einem Pils in der Hand, dem orangenen Sieger-T-Shirt am Leib und einem stillen Lächeln genoss er die Titelverteidigung. „Ich habe heute alle sieben Stufen der Hölle durchlebt und auch einige des Himmels“, meinte der Australier nach dem Herzschlagfinale am Bodensee überwältigt. „Ich bin stolz, Berlin zu repräsentieren.“

Seine Spieler taten es auf ihre Weise. Lange nach Schlusspfiff, als die meisten Fans die ZF Arena schon verlassen hatten, duschten sich Robert Kromm & Co. mit Pils ab und lieferten sich „Diver“ durch die Bierlachen auf dem Parkett. „Der VfB Friedrichshafen und wir haben tolle Werbung für den Volleyball in Deutschland gemacht. Wir haben unsere Mission erfüllt“, sagte Volleys-Manager Kaweh Niroomand. Von einem endgültigen Machtwechsel wollte der 60-Jährige aber nichts wissen. „Der VfB bleibt das Maß aller Dinge. Wir sind fast noch Lichtjahre von ihnen entfernt“, machte Niroomand auf Understatement.

„Das war noch kein Machtwechsel“, pflichtete ihm Außenangreifer Kromm angesichts der Friedrichshafener Rekordzahl von zwölf Meisterschaften und einem Champions-League-Sieg 2007 bei. „Wir schaukeln uns gegenseitig hoch. Das ist gut für den Wettbewerb.“

Von Zurückhaltung bei Friedrichshafens Stelian Moculescu keine Spur. Verfolgte die Trainer-Legende den Volleyball-Thriller noch weitgehend gefasst, schäumte er nach den dramatischen 133 Minuten regelrecht vor Wut. „Das ist schon eine Masche“, zischte Moculescu in Richtung des seiner Meinung nach völlig indisponierten Unparteiischen. „Wenn man nicht will, dass wir deutscher Meister werden, schickt man uns so einen Schiedsrichter.“ In seinen 63. Geburtstag dürfte der Deutsch-Rumäne nicht mit bester Laune hereingefeiert haben.

Das Pfeifkonzert der VfB-Fans in Richtung des Referees lieferte Moculescu weitere Bestätigung für seine nicht völlig unberechtigte These. „Hört's euch das an“, rief der frühere Bundestrainer nach der ersten titellosen Saison mit dem VfB seit seiner Amtsübernahme 1997 und ergänzte deftig: „Der macht immer dieselbe Scheiße.“

Einen seltenen positiven Ausraster leistete sich sein Kontrahent Lebedew nur kurz nach dem finalen Punktgewinn im Tiebreak, als er seine Freude über Meisterschaft Nummer fünf rausschrie. „Hauptsache gewonnen“, bilanzierte der Australier, der seit 2010 die Volleys auch dank einer cleveren Personalpolitik zumindest national zu einem echten Spitzenteam geformt hat.

Seine Berliner hatten es in einem hochklassigen Endspiel vor 3300 Zuschauern unfreiwillig nochmal richtig spannend gemacht. Im Tiebreak lagen sie sogar 5:9 zurück, ehe sie den Schlusssatz nochmal umbogen. „Wer im Finale keine Nerven zeigt, ist kein Mensch“, beschrieb Kromm den Durchhänger, der fast zu Spiel fünf am Mittwoch geführt hätte.

Der Party-Showdown der Berliner hingegen endete nach einem Essen beim Italiener und Drinks an der Hotelbar erst gegen 5.30 Uhr am Montagmorgen. Ausruhen gilt nicht. Der Feiermarathon geht weiter. Am Freitag laden die Volleys zur traditionellen Saisonabschlussparty. Bereits am Mittwoch erwartet Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit Coach Lebedew und seine Schützlinge zum Empfang im Roten Rathaus der Hauptstadt.