Biedermann „belohnt“ sich mit WM-Bronze - Mut für 2016
Kasan (dpa) - Paul Biedermann stützte sich nach WM-Bronze ausgepowert auf seinen Knien ab. Ein anerkennendes Abklatschen mit dem britischen Weltmeister James Guy, eine kurze Umarmung für Chinas Silbermedaillengewinner Sun Yang, erst nach und nach kam der deutsche Weltrekordler wieder zu Puste.
„Mir tut alles weh, aber das war genau im Rahmen der Möglichkeiten. Ich denke, ich habe mich in der Weltspitze wieder etablieren können“, erklärte Biedermann und hatte an einem Tag mit drei weiteren Weltrekorden auch schon Olympia im Kopf. „Das gibt mir Auftrieb und Mut für das nächste Jahr.“
Biedermann, der als Halbfinal-Sechster am Vortag seine Weltjahresbestzeit verloren hatte, musste eine enorme Willensleistung vollbringen. Nach Platz acht bei der ersten Wende spielte der Doppel-Weltmeister von 2009 seine große Stärke in der zweiten Rennhälfte aus. Nach WM-Gold 2009 und Bronze 2011 ist es ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Rio die dritte Weltmeisterschaftsmedaille auf der Lieblingsstrecke.
„Die wiegt noch etwas mehr, weil ich auch älter geworden bin“, sagte der lächelnde Biedermann drei Tage vor seinem 29. Geburtstag. „Ich habe alles gegeben, mehr konnte ich nicht und ich bin mit Bronze belohnt worden.“ Die Teilnahme an den 100 Meter Freistil am Mittwoch sagte er ab, um sich ganz auf die Staffel über 4 x 200 Meter zu konzentrieren.
„Bravo Paul!“ Lautstark jubelten die Teamkollegen und Trainer hoch unter dem Arena-Dach, Biedermann quittierte die Freudenrufe bei der Siegerehrung mit einem Daumen hoch. Die erste deutsche Medaille am dritten Tag der Beckenwettbewerbe sollte dem ganzen Team nach den Enttäuschungen von London 2012 und Barcelona 2013 viel Auftrieb geben. Franziska Hentke ist als Weltjahresbeste über 200 Meter Schmetterling nun die große deutsche Damen-Hoffnung.
Für Klippenspringerin Anna Bader erfüllte sich dagegen der Wunsch nach einer weiteren Medaille nicht. Nach Bronze bei der spektakulären WM-Premiere vor zwei Jahren musste sich die 31-Jährige mit Rang sieben begnügen. „Eine Medaille wäre natürlich schön gewesen, aber die anderen sind super gesprungen“, erklärte die mehrmalige Europameisterin. Aber auch so war sie nach dem Sieg der Amerikanerin Rachelle Simpson beim Spektakel aus 20 Metern Höhe „glücklich“.
„Da zittert man mit, das ist eine Höhe, die ist man nicht gewöhnt“, gestand auch Leistungssportdirektor Lutz Buschkow nach dem „absoluten Nervenkitzel“. Beim spannungsgeladenen Biedermann-Finale bangte Buschkow im Kreise der deutschen Delegation auf der Tribüne. Nach vier WM-Plaketten durch die Freiwasserschwimmer, darunter Gold im Team-Rennen, durfte Buschkow eine prestigeträchtige Bronze-Plakette in der Bilanz notieren.
Über 50 Meter Brust gab es schon vor der Medaillenentscheidung zwei Weltrekorde. Nach den 26,62 Sekunden des südafrikanischen 100-Meter-Olympiasiegers Cameron Van der Burgh im Vorlauf schlug der britische Favorit Adam Peaty zu. Einen Tag nach seinem Titel über 100 Meter Brust meldete er im Halbfinale in 26,42 den nächsten Goldanspruch an.
Vor wieder nicht vollbesetzten Rängen legte Katie Ledecky bei ihrem zweiten Titel in Kasan über 1500 Meter Freistil wie im Vorlauf einen Weltrekord hin - der insgesamt siebte der WM. 15:24,48 Minuten lautete die Siegerzeit der Amerikanerin. Die Titel über 100 Meter Rücken sicherten sich die Australier Emily Seebohm (58,26 Sekunden) und Mitchell Larkin (52,40). Unter tosendem Beifall holte sich die Russin Julija Jefimowa bei den ersten Titelkämpfen nach ihrer Dopingsperre in 1:05,66 Minuten Gold über 100 Meter Brust.
Zwei von vier deutschen Schwimmern kamen im Vorlauf weiter, das Halbfinale war Endstation. 27,31 Sekunden bedeuteten für Hendrik Feldwehr über 50 Meter Brust zwar seine Jahresbestzeit, reichten aber nur für den zehnten Platz. Alexander Kunert schlug über 200 Meter Schmetterling in 1:57,29 Minuten nur eine Hundertstel über Bestzeit an, für das Finale reichte es als 14. nicht.