Bitteres Debakel: DEB-Team fährt nicht nach Sotschi
Bietigheim-Bissingen (dpa) - Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft hat erstmals die Qualifikation für Olympia verpasst. Auch ein 3:2 nach Verlängerung gegen Österreich am Sonntag reichte am Ende nicht zur eingeplanten 17. Olympia-Teilnahme in Serie.
Coach Cortina soll aber weitermachen.
DEB-Generalsekretär Franz Reindl stammelte immer wieder von einem „Drama“ und für den Siegtorschützen Patrick Reimer war es die „größte Enttäuschung“ seiner Karriere. Trotz eines 3:2-Siegs nach Verlängerung (1:0, 0:1, 1:1) gegen Österreich im entscheidenden Qualifikationsspiel konnte das Nationalteam ein historisches Olympia-Debakel für das deutsche Eishockey nicht verhindern. Erstmals seit 1948 finden kommendes Jahr Olympische Winterspiele ohne die deutschen Männer statt. Für die 17. Olympia-Teilnahme in Serie wäre in Bietigheim-Bissingen ein Sieg nach 60 Minuten nötig gewesen.
„Es ist hart, das zu akzeptieren. Es sah heute die ganze Zeit so aus, als würden wir es schaffen. Am Ende stehen wir aber dennoch mit leeren Händen da“, sagte Bundestrainer Pat Cortina. Er ist zwar der erste deutsche Nationalcoach, der ein Scheitern in einer Qualifikation zu verantworten hat, soll jedoch im Amt bleiben.
„Ja, jetzt spielen wir erstmal die WM im Mai“, sagte der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), Uwe Harnos, auf die Frage, ob man mit Cortina weiter arbeiten wolle. „Ja, natürlich“, bestätigte auch Reindl. Erst im vergangenen Jahr hatte die DEB-Spitze Cortina für drei Jahre als Trainer und Sportdirektor ausgestattet.
Nur wenige Monate später liegt das deutsche Eishockey am Boden. Bei der bislang letzten Nichtteilnahme bei Olympia vor 65 Jahren war Deutschland gar nicht erst angetreten. Diesmal in der Qualifikation nutzte selbst der Heimvorteil in einer verhältnismäßig einfachen Gruppe gegen WM-A-Gruppenaufsteiger Österreich und die international unterklassigen Italiener (1:2 nach Verlängerung) und Niederländer (5:1) am Ende nichts. Stattdessen fährt Österreich trotz der Niederlage zum Abschluss 2014 nach Sotschi, weil die Nachbarrepublik in der Endabrechnung einen Punkt mehr sammelte.
„Das schmerzt so ungemein“, klagte Reindl, der als Spieler 1976 noch sensationell die Bronzemedaille gewonnen hatte. Diesmal musste er mit ansehen, wie das Cortina-Team trotz klarer Überlegenheit im „Alles-oder-nichts-Spiel“ den Sieg in der regulären Spielzeit nicht zustande brachte. „Wir hatten genug Möglichkeiten“, befand Kapitän Michael Wolf treffend. Sein vermeintlicher Siegtreffer wurde von Markus Peintner kurz vor dem Ende noch egalisiert. Das 3:2 in der Overtime von Reimer war am Ende bedeutungslos.
Zuvor hatten Benedikt Kohl (19.) für Deutschland und Andre Lakos (31.) für den Außenseiter getroffen. Vor allem im Mitteldrittel vergaben die Deutschen in ihrem besten Turnierspiel auch beste Einschusschancen. „Uns hat heute wieder die Chancenverwertung das Genick gebrochen“, sagte Verteidiger Felix Petermann.
Nun drohen dem DEB wegen möglicherweise gekürzter Fördergelder des Bundes finanzielle Einbußen. „Die Nicht-Qualifikation ist ein großer Image-Schaden für das deutsche Eishockey, denn Olympia ist die größte Bühne, auf der man sich präsentieren kann“, sagte NHL-Superstar Christian Ehrhoff der Nachrichtenagentur dpa. Der Verteidiger der Buffalo Sabres hatte das Spiel in Nordamerika via Livestream verfolgt und ebenfalls auf eine Teilnahme in Sotschi gehofft. „Das ist eine Riesen-Enttäuschung. Jetzt fahren wir nicht nach Sotschi, dabei sind Olympische Spiele eine der tollsten Erfahrungen, die man als Sportler machen kann und die ich bislang hatte. Ich hatte ganz klar an einen Sieg gegen Österreich geglaubt.“