Fußball Champions League Dortmunds großer Spaß am „Club der Hochbegabten“

Talente in Vielzahl: Jakob Bruun Larsen und Jadon Sancho verzücken Fans und Mitspieler beim 3:0 des BVB gegen Monaco in der Champions League.

Dortmunds Jadon Sancho (r.) im Duell mit Benjamin Henrichs von Monaco. Foto: dpa

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Jakob Bruun Larsen war gerade einmal fünf Minuten im Spiel als ihn Jadon Sancho mit einem Zuspiel in Szene setzte, das in der Fußballsprache nicht selten mit dem Begriff „Traumpass“ umschrieben wird. Der 20-Jährige drang mit dem Ball am Fuß in den Strafraum ein, behielt die Nerven und schob zum 1:0 ein. Viel besser hätte er sich sein erstes Champions-League-Spiel wohl nicht malen können.

Trainer Lucien Favre hatte den Dänen zu Beginn der zweiten Hälfte gegen Monaco für den aktiven, aber in seinen Aktionen oft überhastet wirkenden Marius Wolf aufs Feld geschickt. Bruun Larsen und Sancho – es sind nur zwei dieser hochveranlagten Talente aus dem prall gefüllten BVB-Kader. Sie agierten als „Türöffner“ bei Dortmunds zweitem Sieg im zweiten Gruppenspiel der Königsklasse. Das 3:0 war der siebte Erfolg im neunten Pflichtspiel unter dem Schweizer Favre. Bereits am Samstag (15.30 Uhr) soll diese Serie im Heimspiel gegen Augsburg ihre Fortsetzung erfahren.

„Alles ging sehr schnell, ich musste schnell rein und habe mir nicht viele Gedanken gemacht. Der Trainer hat gesagt, ich solle es genießen und mir selbst vertrauen. Bei meinem Tor bin ich zum richtigen Zeitpunkt gestartet. Ich freue mich riesig. Es ist noch nicht bei mir angekommen, was passiert ist“, fasste Bruun Larsen seine Gefühlswelt zusammen.

Kapitän Reus lobt
den „Input“ der Jungstars

Im Winter 2015 war der damals 16-Jährige von seinem Heimatverein Lyngby BK nach Dortmund gekommen. Mit der A- und B-Jugend des BVB wurde er Deutscher Meister. Im Januar dieses Jahres verlieh der BVB das Juwel an Bundesliga-Konkurrent VfB Stuttgart, damit er Spielpraxis sammelt. Im Schwabenland hätten sie Bruun Larsen gerne behalten, und der Jungprofi selbst sah in Dortmund eigentlich nicht die besten Perspektiven. Doch der Däne wurde zurückbeordert.

Jetzt ist Bruun Larsen die Entdeckung des ersten Saisonabschnitts. Zwei Treffer und eine Vorlage in drei Bundesliga-Einsätzen belegen das statistisch. Ebenso viel Spaß wie am Dänen hat der Tabellenführer der Bundesliga und Gruppe A des größten Europapokal-Wettbewerbs derzeit an Jadon Sancho. Der 18 Jahre junge Engländer hat in den neun bisherigen Dortmunder Pflichtspielen acht Treffer vorbereitet, allein sechs in seinen gerade mal 124 Bundesliga-Minuten. „Sie geben der Mannschaft viel Input“, sagte BVB-Kapitän Marco Reus, der nach dem 2:0 von Paco Alcácer mit dem 3:0 für den Schlusspunkt gesorgt hatte, mit Blick auf das stürmische Duo. Und Trainer Lucien Favre ergänzte: „Beide haben mit viel Vertrauen gespielt.“

Der Schweizer kann mit jungen Spielern. Favre hat bei seinen vorherigen Stationen in Deutschland schon so manchem späteren Nationalspieler zum Durchbruch verholfen: Allein in Mönchengladbach gehörten Torhüter Marc-André ter Stegen, Christoph Kramer oder Favres Landsmann Granit Xhaka dazu. Nun sind es die Bruun Larsens und Sanchos in Dortmund. Doch im tief besetzten Kader Favres gibt es noch mehr davon. Mit Innenverteidiger Dan-Axel Zagadou, 19, stand gegen Monaco ein weiteres dieser Talente in der Startelf und verrichtete an der Seite des überragenden Manuel Akanji (23) fast fehlerfreie Arbeit.

Favre ist aber nicht nur Entwickler, er ist zugleich auch Chef-Mahner. Und so erklärte der 60-Jährige über den „Club der Hochbegabten“: „Sie haben eine gute Basis, aber noch viel zu lernen. Diese Spieler müssen reifen.“ Jener Prozess wird durch die Handelnden selbst derzeit allerdings beschleunigt.

Zorc hat mit Sancho
gerade erst verlängert

Und weil das so ist und Sportdirektor Michael Zorc die Mechanismen des Geschäfts nicht nur vom Hörensagen kennt, ist Handeln angesagt. Der Lockruf großer Klubs kommt oft schnell. Und Dortmund ist gerade dabei, wieder echte Spielerwerte zu schaffen. Wohl auch deshalb verlängerte Zorc das bis 2020 bestehende Vertragsverhältnis mit Sancho kürzlich vorzeitig um zwei weitere Jahre. Bruun Larsen steht aktuell bis 2021 in Diensten des BVB, fühlt sich aber inzwischen deutlich wohler als vor seiner Leihe nach Stuttgart. Anzunehmen, dass Zorc auch bei dieser Personalie längst vorgedacht haben wird. Die Liga lebt auch.