Borussia Dortmund: Der Stolz der Enttäuschten

Der BVB hat seinen Fans einen besonderen Abend geboten. Das Aus gegen Real schmerzt trotzdem.

Foto: dpa

Dortmund. Jürgen Klopp stellte sich vor die Südkurve. Er fuchtelte mit den Armen, weil er noch mehr Lärm von den Rängen wollte, er deutete immer wieder auf seine Spieler, die sich — aufgereiht an der Strafraumlinie — mit Enttäuschung in den Gesichtern feiern ließen. Alles war ein Widerspruch, aber alles war an diesem Abend von einer Emotionalität, wie sie der Fußball nur noch selten zu produzieren vermag.

2:0 hatten sie gegen Real Madrid gewonnen, dieses Ensemble der Versehrten und Ausgemusterten, in dem sich Spieler wie Oliver Kirch, den Kaiserslautern nicht mehr haben wollte, und Manuel Friedrich, der in Leverkusen längst keine Stütze mehr war, in diesem einen Spiel in ihren dritten Frühling stürzten. „Von einer Million Möglichkeiten auszuscheiden“, sagte Trainer Jürgen Klopp so passend, wie nur er das kann, „war das die beste.“

Trotz 2:0-Sieg: Dortmund ist raus aus der Champions League
26 Bilder

Trotz 2:0-Sieg: Dortmund ist raus aus der Champions League

26 Bilder

Klopp wäre nicht Klopp, wenn er nicht trotzdem eine gewaltige Enttäuschung gespürt hätte. „Wenn wir in Madrid ein Tor geschossen hätten, wären wir jetzt weiter“, sagte er und wusste, dass das Weiterkommen nach diesem Spielverlauf, in dem Madrid nicht im Ansatz an Weltklasse erinnerte (Trainer Ancelotti: „Meine Spieler haben es mit der Angst zu tun bekommen“), nicht mehr gar so viel von einem Wunder gehabt hätte.

Es war nicht die Zeit der Schuldzuweisungen, aber Henrikh Mkhitaryan sah sich bemüßigt, sich „bei meinen Mitspielern zu entschuldigen“. Der armenische 26-Millionen-Einkauf hätte eine ähnliche Rolle wie Robert Lewandowski in der Vorsaison einnehmen können, als jener Madrid mit vier Toren allein von der Bildfläche der Königsklasse verschwinden ließ. Doch in Hin- und Rückspiel verpasste Mkhitaryan trotz fünf Großchancen die Gelegenheit, seine Ablöse fast im Alleingang wieder in die Kasse zu spülen. „Es wäre extrem cool“, sagte Klopp schützend, „wenn man das Spiel als Ganzes sieht und nicht an außergewöhnlichen Torchancen aufhängt.“

Was bleibt? Dortmund hat wieder nachgewiesen, für emotionalen Fußball zu stehen, besondere Abende zu produzieren. „Darauf bin ich stolz“, sagte Klopp, weil sich daraus sowohl Klopps Markenwert als auch die Marke BVB speist. Rund 45 Millionen Euro hat der Club in dieser Saison in der Champions League eingespielt, in der Ära Klopp hat sich der BVB von Rang 119 auf Platz 16 der Uefa-Clubrangliste vorgespielt. Erfolg, der Investition nach sich zieht: Gestern verkündete Dortmund den Zugang des Stürmers Adrian Ramos von Hertha BSC Berlin für rund zehn Millionen Euro. 16 Tore hat der Kolumbianer in der laufenden Erstliga-Saison erzielt. Tore und Wunder — die können sie in Dortmund tatsächlich des öfteren gebrauchen.