Box-Präsident Wu vierter Bewerber um IOC-Präsidentenamt

Berlin (dpa) - Dr. Wu hat große Pläne: Der 66 Jahre alte Architekt aus Taiwan will die olympische Welt verändern - und deshalb unbedingt IOC-Präsident werden.

Als vierter Kandidat nach Thomas Bach, Richard Carrion (Puerto Rico) und Ng Ser Miang (Singapur) hat der Präsident des Internationalen Boxverbandes (AIBA) in Taipeh seine Bewerbung um das höchste Amt im Weltsport bekanntgegeben. „Heute ist ein besonderer Tag für mich. Ich bin bereit für den nächsten Schritt. Die olympische Bewegung muss eine stärkere Rolle in der Gesellschaft spielen“, erklärte Wu Ching-Kuo, der bereits seit 1988 Mitglied im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) ist. Im vergangenen Jahr wurde er zudem in die Exekutive gewählt.

„Zusammen über den Olympismus hinaus“ ist das Wahlkampfmotto des Asiaten. Wu will die Ringe-Organisation zu einer gesellschaftlichen Kraft entwickeln - auch jenseits der eigenen Grenzen: „Das IOC und die Olympischen Spiele haben mehr Macht, die Gesellschaft positiv zu verändern als jede andere Organisation oder jedes andere Projekt der Welt“. Ähnlich wie Ng ist für ihn „die Erziehung der Jugend wichtiger denn je“. Auch der Kampf gegen Doping, Wettbetrug und Gewalt müsse intensiviert werden.

Wu steht seit 2006 an der Spitze des Box-Weltverbandes. Dabei hat er die AIBA aus der größten Glaubwürdigkeitskrise ihrer Geschichte geführt, grundlegend reformiert und den Profis den Zugang zu Olympischen Spielen ermöglicht. Die Profiboxer werden 2016 in Rio de Janeiro ihre Premiere feiern, die genauen Qualifikationskriterien müssen noch festgezurrt werden.

Wu sei ein sachlicher, konsequenter Mann, der nach seinem Amtsantritt die weitere Olympia-Zugehörigkeit des Boxsports gesichert habe, sagte Jürgen Kyas, Präsident des Deutschen Boxsport-Verbandes (DBV), der Nachrichtenagentur dpa. „Unter seiner Führung gab es im Verband strukturelle Veränderungen. Er setzte Transparenz durch und steht für Ehrlichkeit. Das Boxen ist wieder hoffähig“, so Kyas. „Er denkt sehr perspektivisch, zeichnet sich durch Fachwissen aus und setzt sich mit seiner Beharrlichkeit gegen Widerstände durch. Er hat Nehmerqualitäten.“

Die wird er auch brauchen, denn große Siegchancen im Kampf um das IOC-Präsidentenamt werden dem ehemaligen Basketballer nicht eingeräumt. Die 125. IOC-Vollversammlung wird am 10. September in Buenos Aires entscheiden, wer als neunter Präsident die Nachfolge des ausscheidenden Belgiers Jacques Rogge antritt. Als einziger Nicht-Europäer in der 119-jährigen IOC-Geschichte hatte der US-Amerikaner Avery Brundage von 1952 bis 1972 die Olympier angeführt.

Bis zum Ende der Bewerbungsfrist am 6. Juni wollen auch Denis Oswald (Schweiz), Präsident des Ruder-Weltverbandes, und der ehemalige Stabhochsprung-Weltrekordler Sergej Bubka (Ukraine) ihre Ambitionen noch öffentlich machen.