Abraham auf Hungerkur für Rückkehr zum WM-Titel

Hamburg (dpa) - Arthur Abraham muss darben. Der frühere Box-Weltmeister mit Dynamit in den Fäusten, der im Supermittelgewicht sang- und klanglos gescheitert ist, nimmt den Rückzug ins Mittelgewicht mit strengen Vorgaben in Angriff.

„Es ist schwer, zehn Kilo abzunehmen. Aber ich schaff das schon“, behauptet der 31-Jährige. Während er das sagt, sitzt er zwischen Edel-Jeans und trendigen Poloshirts in einem der Modegeschäfte in Hamburg, deren Werbegesicht er ist, und schreibt Autogramme. Die Schlange der Interessenten ist lang. Da scheinen auch Abrahams drei Niederlagen binnen 14 Monaten am Image des harten Kerls, der einst mit gebrochenem Kiefer kämpfte und das Prädikat Blutboxer verpasst bekam, nicht gekratzt zu haben.

Aus dem Urlaub in Monaco zurück, bringt der Berliner 82 Kilo auf die Waage. Zu viel für das Mittelgewicht. Momentan kann Abraham bestenfalls drei Gewichtsklassen höher im Cruisergewicht (bis 90,718 kg) antreten. Zunächst muss er sich über Halbschwer- (bis 79,378 kg) und Supermittelgewicht (bis 76,203 kg) herunterhungern, ehe er das Limit zum Mittelgewicht (bis 72,574 kg) zu durchbrechen versucht.

„Ich war gerade bei einer Ernährungsberaterin in München. Sie hat ausgesucht, was ich essen und trinken kann und was nicht“, berichtet der gebürtige Armenier, der seit fünf Jahren Deutscher ist. Gedanken an die Streichliste lassen ihn das Gesicht verziehen. „Weniger essen, mittags mehr Kohlenhydrate, keine Süßigkeiten. Das wird sehr hart“, gesteht der Ex-Champion und spricht sich selbst Trost zu: „Ein paar Monate kann man das aushalten.“ Zwei Kämpfe auf dem Weg zum gewünschten Titelduell will er zuvor bestreiten, den ersten Ende des Jahres.

Abraham sieht aber keine Alternative zur Rosskur. Denn ein Karriere-Ende nach Niederlagen kommt für den stolzen Profi partout nicht infrage: „Ich will wieder um den Titel boxen und als Weltmeister abtreten.“ Warum er seine Urgewalt nicht im Supermittelgewicht entfalten konnte, steht für ihn fest: „Die Gegner sind da viel größer, haben lange Arme. Da bin ich nicht durchgekommen. Härter hauen können die aber nicht.“

Mit Trainer Ulli Wegner, der seinen Ruf als General und Diktator in der Ringecke weghat, will Abraham seinen Weg fortsetzen. „Der Trainer bleibt mein Chef. Ich mag ihn, wie er ist“, versichert der Boxer, für den Wegner eine Art Zweitvater ist. Manchmal sei er zwar sauer auf „den Alten“, aber es sei wie in jeder Familie: „Eltern kann man nicht hassen“, meint Abraham.

Mit der Rückkehr ins Mittelgewicht wird auch die alte Diskussion um einen Kampf mit dem Kölner Felix Sturm wiederbelebt. Sturm ist Superchampion der WBA. „Der Kampf kommt“, verkündet Abraham geheimnisvoll. Dann will er Sturm dessen Attacken („Boxerisch ist da nichts. Er ist ein Heumacher“) zurückzahlen.