Abraham spielt in Magdeburg Alles oder Nichts
Magdeburg (dpa) - Lange war Arthur Abraham wegen seines spektakulären Kampfstils ein Publikumsmagnet der ARD. Jetzt geht es für den ehemaligen Boxweltmeister in Magdeburg um Alles oder Nichts.
Eine vorzeitige Niederlage gegen den in 49 Kämpfen 26 Mal durch K.o. siegreichen Robert Stieglitz darf sich der in Armenien geborene Berliner auf keinen Fall leisten - sonst droht das Karriereende. Bei der dritten Auflage des WM-Kampfes gegen den Supermittelgewichts-Champ gilt Abraham in der ausverkauften Getec-Arena als Außenseiter. Zumindest aus Sicht der Gastgeber des SES-Boxstalls, die den Fight mit Hilfe des TV-Partners Sat.1 für die horrende Summe von 2,3 Millionen Euro ersteigert hatten.
„Natürlich ist das ein Alles-oder-Nichts-Kampf für mich - das wichtigste Projekt im Moment“, sagte der 34 Jahre alte Abraham. Ab und an falle ihm die sportliche Fokussierung schwer, verlautete aus seinem Umfeld. Seine letzten Auftritte waren wenig überzeugend. Gegen Stieglitz verlor Abraham vor knapp einem Jahr seinen Titel durch Technischen K.o. in der vierten Runde. „Was wird, wenn ich verliere - daran denke ich überhaupt nicht“, sagte der schlagstarke Abraham, der austrainiert wie selten wirkt. Diesmal scheint er es wirklich ernst zu meinen: Auch ein Ernährungsberater trimmte ihn auf WM-Form.
„Im Fall einer Niederlage müsste er sich - je nachdem wie sie ausfallen würde - wieder ganz hinten anstellen, oder...“. Abraham-Manager Kalle Sauerland, der gerade - dem Vernehmen nach - etwas schleppende Verhandlungen mit der ARD über die Fortsetzung der TV-Kooperation führt und bis Mai ein Ergebnis präsentieren will, beendet den Satz nicht. Aber die Optimisten aus Berlin rechnen wohl eher nicht mit einer Niederlage in der mit 7 500 Zuschauern seit Dezember ausverkauften Halle. „Natürlich gewinnt er - vorzeitig. Wo er hinhaut, wächst kein Gras mehr“, erklärte Abraham-Trainer Ulli Wegner vollmundig.
Auf jeden Fall kann sich Abraham im 50. Profikampf von Stieglitz über einen lohnenden Zahltag freuen. Ihm stehen 25 Prozent (minus Managerprozente) des Börsengebots zu - rund 500 000 Euro. Dem Weltmeister offiziell der Rest, rund 1,7 Millionen. Aber wie auch dessen Manager Ulf Steinforth bestätigte, „ist es üblich, sich mit seinem Schützling zu einigen“. Anders als durch ein Entgegenkommen des Weltmeisters hätte er wohl kaum die Finanzierung - trotz Sat.1-Geld, Zuschauer-Einnahmen und Zuwendungen weiterer Sponsoren - des Kampfes stemmen können.
„Um Gottes Willen nein“, antwortete SES-PR-Manager Christof Hawerkamp auf die Frage, ob der Weltmeister vielleicht etwa weniger als der Herausforderer erhalte. „Robert kassiert die höchste Börse seiner Karriere“. Die Erwartungen sind hochgeschraubt. „Das ist die Champions League“, betonte Steinforth. Wegner erwartet „den Kampf des Jahres“.
Beide Boxer sprechen gebrochen deutsch. Trotzdem sind sie floskelfest. „Arthur kommt zu mir nach Hause - in die Höhle des Löwen. Da wird es krachen“, prophezeite der in Jeisk am Asowschen Meer geborene Russland-Deutsche. Abraham konterte, beim Titelverteidiger handele sich wohl mehr „um ein Kätzchen“.