Abraham verteidigt Titel - Jetzt schon gegen Sturm?
Berlin (dpa) - Smokingjacke, weißes Hemd und schwarze Fliege zur kurzen Hose: Piekfein erschien Weltmeister Arthur Abraham im Boxring - und hatte doppelten Grund zum Feiern.
Einen Tag nach seinem 35. Geburtstag verteidigte der WBO-Weltmeister im Supermittelgewicht seinen Titel zum zweiten Mal innerhalb von knapp fünf Monaten gegen Herausforderer Paul Smith in überzeugender Manier. Diesmal stand der Brite vor knapp 8000 Zuschauern in der Berliner O2 World noch deutlicher auf verlorenem Post.
„Arthur war diesmal noch souveräner“, lobte sogar der strenge Abraham-Trainer Uli Wegner, der seinen Schützling in den Ringpausen anders als sonst mit Worten geradezu umschmeichelt hatte: „Du machst das gut, mein Junge. Prima“.
Wie im September 2014 kam Abraham nach 12 Runden zu einem einstimmigen Punktsieg mit 116:112, 117:111, 117:111 Richterstimmen. Sein nach dem Kampf im Gesicht arg zerbeulter Herausforderer kassierte großes Lob für seine Nehmerqualitäten und sein großes Herz. „Smith war sehr mutig“, sagte Abraham-Manager Kalle Sauerland. Der Weltmeister bedauerte nach einer nahezu perfekten Vorstellung nur, dass es nicht zum angekündigten K.o. gekommen war: „Ich wollte ihn, aber der Gegner war zu hart - Respekt.“
Anders als nach dem ersten Duell steckte das Smith-Lager, in der Halle lautstark von trinkfesten britischen Fans angefeuert, die Niederlage diesmal fair weg. „Diesmal gibt es keine Entschuldigungen, Arthur war viel stärker als im ersten Kampf. Er hat sehr früh und sehr hart getroffen. Er hat wie ein Champ geboxt“, lobte Smith den Titelverteidiger. Abraham punchte härter und genauer und war nie von seinem Konzept abzubringen. Die Mittel von Smith, der Serien von sieben, acht Schlägen einstecken musste, waren arg begrenzt.
Sat.1 war mit seiner Abraham-Premiere rundherum zufrieden und freute sich über 4,09 Millionen Zuschauer im Schnitt. Der TV-Sender und die Manager der besten Supermittelgewichtler Deutschlands können sich die nächsten Kämpfe nach Marktlage zusammenpuzzeln. Deshalb könnte für Abraham die attraktive Auseinandersetzung gegen Ex-Weltmeister Felix Sturm früher kommen als gedacht. „Ich würde jetzt lieber gegen Sturm boxen, als zum vierten Mal gegen Stieglitz“, meinte Abraham. Nach WBO-Statut müsste der gebürtige Armenier aus Berlin in den nächsten 90 Tagen seinen Titel gegen Robert Stieglitz pflichtverteidigen.
Aber über die Zugkraft des dann vierten Duells zwischen beiden (bisherige Bilanz 2:1 für Abraham) ließe sich streiten. „Ich erwarte den Brief der WBO mit der Aufforderung des Kampfes gegen Stieglitz in den nächsten Tagen. Mal sehen, was da zu machen ist“, sagte Sauerland in der Nacht zum Sonntag in den Katakomben der 02 World vielsagend.
Mit etwas Geld fürs Warten könnte der Magdeburger und dessen Management überredet werden, auf den Kampf Abraham-Sturm zu warten, um dann den Sieger zu boxen. Auch wenn Sturm gewänne, wäre das eine Revanche. Im November hatten sich Stieglitz und der Leverkusener nach einem hochklassigen Kampf unentschieden getrennt.