Abrahams Las Vegas-Mission: „Amerika zeigen, was ich kann“
Las Vegas (dpa) - Auf der Zielgeraden seiner Karriere zieht Arthur Abraham das Tempo an. Zu Hause ist der Boxweltmeister aus Berlin eine bekannte Größe. Das reicht ihm nicht. Für die letzten zwei Jahre seiner Karriere will er weltweiten Ruhm.
Deshalb geht Abraham in die Wüste: In Las Vegas verteidigt er in der Nacht zum Sonntag (2.00 Uhr) seinen WBO-Titel als Supermittelgewichts-Weltmeister. Gegner ist der in 33 Profikämpfen unbesiegte Rechtsausleger Gilberto Ramirez aus Mexiko. Der zwölf Jahre jüngere und 14 Zentimeter größere Herausforderer droht Abraham martialisch: „Ich bin auf Krieg im Ring eingestellt.“
Dass der Schützling von Trainer Ulli Wegner nach Las Vegas geht, ist ein riskantes Spiel. Bis auf Max Schmeling hat noch kein Deutscher in den USA einen WM-Kampf gewonnen. Abraham selbst hat im Land der unbegrenzten Möglichkeiten nur schlechte Erfahrungen gemacht: Die sogenannten Super-Six-Kämpfe gegen Andre Dirrell und Andre Ward verlor er dort. Die Schlappen liegen dem gebürtigen Armenier noch heute schwer im Magen. „Ich will in Amerika zeigen, was ich kann. Ich will, dass die Leute dort sagen: Von dem will ich mehr sehen.“
In Deutschland ist Abraham schon lange im Geschäft, in den USA ist er (noch) keine Marke. „Las Vegas ist die Box-Hauptstadt der Welt. Da wollte ich schon immer kämpfen“, schwärmt der 36 Jahre alte Champion und vergleicht das Spektakel mit einem WM-Finale für Fußballer. Während Wegner und Promoter Kalle Sauerland warnten, war Abraham sofort hellauf begeistert von einem Auftritt im Zockerparadies. Sein Kalkül: Wenn er im amerikanischen Pay-TV als Vorkämpfer überzeugt, kriegt er dort später einen Hauptkampf.
Hauptkämpfer diesmal sind Superstar Manny Pacquiao in seinem angeblich letzten Kampf und der einheimische Weltmeister Timothy Bradley, die zum dritten Mal die Fäuste kreuzen. Pacquiao soll sieben Millionen Dollar als Börse und rund 14 Millionen Dollar aus den Pay-per-View-Erlösen im Fernsehen erhalten. Bei Abraham geht es bescheidener zu. Seine Fest-Börse ist auf 500 000 Dollar angesetzt, rund eine Million Dollar könnte aus den TV-Einnahmen hinzukommen. Auch in Deutschland ist der Kampf nur gegen Kasse zu sehen. Zwischen 15 und 17,99 Euro kostet der Spaß in Internet und Pay-TV.
Abrahams Risiko: In den USA werten die Punktrichter anders. Dort steht Aktivität hoch im Kurs, Treffer haben nicht den Stellenwert wie in Europa. Abraham ist bekanntlich ein Spätstarter, der sich nicht selten den halben Kampf hinter einer Doppeldeckung verschanzt. „Das ist die vielleicht größte Herausforderung seiner Karriere“, meint Trainer Wegner und raunt: „Wir haben uns eine Strategie überlegt. Wir werden hier siegen.“
Soll heißen, der Berliner will schon nach dem ersten Gong Chef im Ring sein. „Arthur wird deutlich aggressiver sein als zuletzt“, betont Wegner. Sein Schützling glaubt, genug Puste für den Kraftakt zu haben. „Konditionell war ich selten besser drauf“, behauptet Abraham, der seinen 49. Profikampf (44 Siege) bestreitet. Die Grundlagen dafür hat er im Höhentrainingslager in Bulgarien gelegt.
Knapp 9000 Kilometer weiter östlich boxt in der gleichen Nacht Abrahams Teamkamerad Jack Culcay. In Potsdam (23.05 Uhr) steht der Interimschampion der WBA im Halbmittelgewicht dem Venezolaner Jean Carlos Prada gegenüber. Der Sieger wird regulärer Weltmeister, wenn der bisherige Champion Erislandy Lara aus Kuba zum sogenannten Superchampion aufsteigt. Culcay ungeduldig: „Ich werde Weltmeister - Zeit wird‘s.“