Dr. Klitschko nullt: „40 ist nicht mehr als eine Zahl“

Hamburg (dpa) - Seinen 40. hätte Wladimir Klitschko gerne auf nächstes Jahr verschoben. Denn einen runden Geburtstag zu feiern nach einem schmerzhaften Tiefschlag wie der Pleite gegen Tyson Fury, das ist kein glamouröser Rahmen für einen ausgelassenen Jubeltag.

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Sei's drum. Am Karfreitag feiert der „kleine Klitschko“ die Vollendung seines vierten Lebensjahrzehnts im Kreis von Familie und Freunden. Die Party steigt in seiner Heimatstadt Kiew. Dort, wo sein Bruder Vitali, der frühere Boxweltmeister, Bürgermeister ist.

„Ich habe keine Angst vor dem Alter“, betont Klitschko. „40 ist nicht mehr als eine Zahl. Ich fühle mich viel zu jung, als dass diese Zahl eine Zäsur sein könnte.“ Der ehemalige Boxweltmeister der großen Verbände WBO, WBA und IBF und der weniger bedeutenden IBO hat in der Welt nach wie vor einen klangvollen Namen. „Wladimir gehört zu den besten Schwergewichtlern aller Zeiten“, sagt Thomas Pütz, Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxer (BDB). „Okay, er wird 40. Aber sein biologisches Alter ist vielleicht gerade mal 30.“

Was der promovierte Sportwissenschaftler im Ring vollbracht hat, ist herausragend: Klitschko war neun Jahre und sieben Monate ununterbrochen Weltmeister. Nur der legendäre „braune Bomber“, Joe Louis, schaffte im Schwergewicht mehr: elf Jahre und acht Monate.

Die Zahlen, die der 1,98 Meter große Modellathlet vorweisen kann, sind beeindruckend: 68 Kämpfe hat er seit 1996 als Profiboxer bestritten. 64 davon gewann er, vier gingen verloren. Seine K.o.-Quote beträgt bemerkenswerte 78 Prozent. Elf Jahre war er ungeschlagen (Oktober 2004 bis November 2015). In dieser Zeit bestritt er 22 Kämpfe, davon 19 WM-Duelle mit 18 erfolgreichen Titelverteidigungen. Insgesamt stand er bei 28 WM-Kämpfen im Ring, 24 gewann er. Nicht zu vergessen: Klitschko ist Olympiasieger von 1996.

Der Kosmopolit, der sowohl in Hamburg, bei seiner Verlobten Hayden Panettiere in den USA als auch in Kiew lebt, demonstriert nicht den spektakulärsten Boxstil, wohl aber den ökonomischsten und vielleicht auch cleversten. Seine Waffen sind die zerstörerische linke Führhand, seine ausgefeilte Technik und die mentale Stärke. Regelmäßig handelt er sich aber auch Kritik ein, weil er häufig klammert und so seine Rivalen nicht zur Entfaltung kommen lässt.

Rund um seinen 40. Geburtstag denkt Klitschko über sich und das Leben nach. Andere Top-Sportler haben in diesem Alter längst die Trainingsqualen beendet. „Der Gedanke ist keine Belastung für mich, weil ich mich überhaupt nicht alt fühle - weder mental noch körperlich. Es fällt mir natürlich wie anderen Leistungssportlern nicht leicht, an das Ende meiner sportlichen Laufbahn zu denken, aber ich tue es und bereite mich schon seit längerem darauf vor“, bekennt „Dr. Steelhammer“, wie er bisweilen genannt wird.

Vorstellungen von der Zeit danach hat der jüngere der Klitschko-Brüder schon: „Ich möchte meine Erfahrungen aus 26 Jahren Leistungssport und meine in der Zeit entwickelten Methoden für mentale Stärke und körperliche Kraft gerne an andere weitergeben. Außerdem werde ich mit K2 Promotions und der Klitschko Management Group auch weiterhin im Profiboxen aktiv sein.“.

Bevor es soweit ist, hat der Weltsportler noch zwei große Ziele: Die Niederlage gegen Fury vom November 2015 korrigieren. Für Juni oder Juli ist der Rückkampf in England oder Deutschland geplant. Und: „Meine Teilnahme an den Olympischen Spielen in Rio 2016.“ Klitschko soll für die Ukraine in den olympischen Ring steigen.