Boxen: Triumph für „Clinchko“
Weltmeister Wladimir Klitschko ringt den Russen Alexander Powetkin buchstäblich nieder — und wird vom Publikum ausgepfiffen.
Moskau. Wladimir Putin hatte es wohl geahnt. Weil der russische Staatspräsident nicht für Niederlagen gemacht ist, war er trotz Ankündigung erst gar nicht zur Boxweltmeisterschaft seines Landsmannes Alexander Powetkin gegen den Mehrfachchampion Wladimir Klitschko in der Moskauer Olympia-Arena erschienen.
Die einstimmige Punktniederlage von dreimal 104:119 des „Russischen Ritters“ Powetkin hätte ihm vielleicht die Contenance geraubt.
So überließ er den 14 000 Zuschauern in der Halle die Reaktion. Die pfiffen aus Leibeskräften, als Klitschko mit ihnen abrechnete: „Alle Fans verdienen meinen Dank. Ihr habt mir sehr geholfen, hier zu siegen.“ Powetkin blieb nichts anderes übrig, als dem ukrainischen Rivalen Klitschko seine Ehrerbietung zu erweisen.
„Er ist der Beste der Welt“, sagte er. „Ich habe ihn mit Schlägen in die Hölle geschickt, aber er ist einfach weitermarschiert“, lobte der 37-jährige Klitschko den Unterlegenen. Powetkin war viermal am Boden, davon gleich dreimal in Runde sieben.
Das war ihm in 26 Kämpfen zuvor noch nie passiert. Die Erkenntnis ist nicht neu: Kein Schwergewichtler kann Wladimir Klitschko derzeit das Wasser reichen.
Die Crux an der Geschichte: Die Dominanz ist nicht unbedingt sehenswert. Denn Klitschko zeigte sich erneut als Minimalist. Mit geringem Aufwand kam „Dr. Steelhammer“ zum maximalen Erfolg und der dicksten Börse seiner Laufbahn. Mit dem gefürchteten linken Jab hielt er Powetkin auf Distanz. Deshalb suchte der zehn Zentimeter kleinere WBA-Weltmeister seine Chance im Infight und tauchte aus Sicherheitsgründen mit dem Kopf in Klitschkos Bauchhöhe ab, um so Körpertreffer zu landen.
Klitschko nahm die Einladung an, lehnte sich mit beiden Ellenbogen auf den Russen und drückte ihn in die Knie. Wenn das nicht half, klammerte er. „Das ist wie Elefant gegen Nashorn“, kommentierte das russische Staatsfernsehen.
„Clinchen gehört zum Boxen“, entschuldigte sich WBO- und IBF-Weltmeister sowie WBA-Superchampion Klitschko. Im Internet wurde er deshalb umbenannt. Aus dem respektvollen „Wladimir Klitsch-k.o.“ wurde „Grabimir Clinchko“.
Für das unfaire Aufstützen war Klitschko erst sehr spät ein Punkt abgezogen worden. „Das Halten war wie Raub. So hatte Alexander keine Chance“, grollte Powetkins Promoter Kalle Sauerland. Vor allem die gewaltige Rechte des Favoriten war fast nicht zu sehen. Klitschko hätte den Kampf in der siebten Runde beenden müssen. Den Mut hatte er aber nicht.