Boxer Feigenbutz nach verpasster WM-Chance kleinlaut
Offenburg (dpa) - Nach der größten Pleite seiner noch jungen Boxkarriere setzte Vincent Feigenbutz auch im verbalen Nachspiel nicht die gewohnten Wirkungstreffer.
Ungewohnt kleinlaut gab der 20-Jährige nach dem technischen K.o. in der 11. Runde gegen den Italiener Giovanni De Carolis zu, dass „meine Leistung einfach nicht gereicht hat“. Woran es gelegen hat, dass er sich nicht zum jüngsten deutschen Weltmeister der Geschichte krönen konnte? „Ich weiß es nicht genau.“ Und sein Trainer Hansi Brenner meinte: „Irgendwie hat irgendwie alles gefehlt.“
Feigenbutz wirkte auch lange nach der klaren Niederlage noch völlig K.o. Vom Podium der Pressekonferenz blickte er mit seinen geschwollenen Augen in die Journalistenrunde. Der sonst nicht gerade für seine Bescheidenheit bekannte Karlsruher hatte sich längst mit der Pleite abgefunden. Hoffnung machte ihm nur die Aussicht auf eine schnelle Revanche. „Ich habe ihm ein Re-Match gegeben, er wird mir eines geben und im dritten Kampf wird es entschieden“, meinte er.
Auch Box-Promoter Kalle Sauerland versicherte: „Der kommt, 100 Prozent.“ Wann, wo und ich welcher Form ist aber längst nicht entschieden. Ein zunächst erwogener Protest beim Weltverband WBA, weil De Carolis angeblich an den Hinterkopf nachgeschlagen hatte, wurde zurückgezogen. Das bestätigte ein Sauerland-Sprecher.
Klar ist nur, dass der inzwischen 52 Jahre alte Graciano „Rocky“ Rocchigiani nach Feigenbutz' Niederlage jüngster deutscher Champion in der Geschichte des Profiboxens bleibt. Der Berliner mit der schillernden Vita war am 11. März 1988 im Alter von 24 Jahren und drei Monaten zum ersten Mal Weltmeister geworden.
Gegen De Carolis hatte Feigenbutz am Samstagabend in der Offenburger Baden-Arena zu keiner Zeit zur gewohnten Form gefunden. Der Auszubildende der Karlsruher Stadtwerke konnte seine gefürchtete Schlagstärke nicht ausspielen und gab Runde für Runde gegen den beweglichen und aktiveren Italiener ab. In der elften Runde brach der Ringrichter den Kampf dann nach einem Schlaghagel von De Carolis ab. Der 31-Jährige Routinier feierte gegen den Youngster den 24. Sieg in seinem 30. Profikampf.
„Für mich lief alles nach Plan, wie ich es mir vorgestellt habe“, sagte der Italiener. Erst Mitte Oktober hatte Feigenbutz den Italiener in Karlsruhe höchst umstritten nach Punkten geschlagen und sich zum Interims-Weltmeister gekürt. Die TV-Qute bei SAT.1. bewegte sich mit 2,57 Millionen Zuschauern im erwartbaren Rahmen.
Anstatt mit starker Leistung war er aber nur im Anschluss mit markigen Sprüchen aufgefallen. Dass es bei der Neuauflage in Offenburg überhaupt um den WM-Titel ging, hatten die beiden Supermittelgewichtler der WBA zu verdanken. Entgegen den eigenen Regeln hatte der Verband den Russen Fjodor Tschudinow Anfang der Woche zum Superchampion befördert, dadurch war der WM-Titel vakant geworden.
Feigenbutz hat nun noch rund vier Jahre Zeit, um sich dennoch zum jüngsten deutschen Weltmeister zu küren. „Der Traum ist noch nicht ausgeträumt. Es geht weiter“, kündigte Sauerland an, dessen Plan vorerst scheiterte, mit Feigenbutz neben Arthur Abraham und Jürgen Brähmer den dritten Weltmeister in seinem Stall zu haben.