Parker enttäuscht Boxweltmeister Joshua holt dritten WM-Gürtel
Cardiff (dpa) - Der Brite Anthony Joshua ist dreifacher Boxweltmeister. Der 28 Jahre alte Schwergewichtler besiegte in der Nacht zum Sonntag im walisischen Cardiff den WBO-Champion Joseph Parker aus Neuseeland deutlich nach Punkten (118:110, 118:110, 119:109).
Joshua besitzt nun neben den Gürteln der IBF und WBA auch Parkers WBO-Titel. Damit fehlt ihm nur noch der Gürtel des vierten großen Verbandes WBC, um als unumstrittener Schwergewichts-Champion in die Geschichte einzugehen.
Zuletzt gelang das Lennox Lewis von 1999 bis 2000. Joshuas Landsmann besaß die Gürtel von WBA, IBF und WBC, damals zählte die WBO noch nicht zu dem erlauchten Kreis. Sie ist erst seit 2007 dabei. Seither muss der unumstrittene Champion vier Titel besitzen. Joshua ist zwar zudem IBO-Champion. Doch dieser Verband ist weniger bedeutsam und wird für die Top-Bewertung nicht berücksichtigt.
Der Kampf vor 78 000 Zuschauern im Principality-Stadion von Cardiff hielt allerdings nicht annähernd das, was er versprach. Das lag vor allem am 26-jährigen Parker, der kein Risiko einging und nur selten Attacken gegen den Briten startete. Joshua tat nicht mehr, als er musste: Der 1,98 Meter große Brite dominierte die Auseinandersetzung, landete mit seinem linken Jab mehrere Körper- und auch einige Kopftreffer und hielt so den zumeist passiven Neuseeländer auf Distanz. Parker kassierte im 25. Profikampf seine erste Niederlage.
Beide durften sich über stattliche Börsen freuen. Für seinen Erfolg soll Joshua rund 17 Millionen Euro kassiert haben. Parkers Börse wird auf acht Millionen Euro geschätzt. Der Neuseeländer hatte vor allem das Ziel, als erster Boxer gegen den britischen Modellathleten nicht K.o. zu gehen. Denn Joshua hatte seine 20 Profikämpfe zuvor allesamt vorzeitig gewonnen. Diesmal musste der Olympiasieger von London 2012 erstmals über die volle Distanz von zwölf Runden gehen.
Das zumeist verhalten geführte Gefecht konnte die Zuschauer nur selten begeistern. Mit Wehmut erinnerten sich viele an den packenden Kampf Joshuas mit Wladimir Klitschko vor elf Monaten. Damals mussten beide Boxer durch Schlagwirkung zu Boden, ehe Joshua in der elften Runde durch technischen K.o. gewann. Das Duell ist als eines der besten in die Schwergewichts-Historie eingegangen.
Joshua verstand die Enttäuschung der Zuschauer. „Ich war sehr konzentriert“, sagte er. „Parker wollte einen Krieg, den habe ich nicht zugelassen. Entscheidend ist, ich habe die Titel vereinigt.“ Der Brite gab anschließend einen Ausblick. „Wilder, let's go, Baby!“, rief er und forderte den Amerikaner Deontay Wilder zum nächsten Vereinigungskampf auf. Wilder besitzt den WBC-Gürtel.
Wenn er mit dem Amerikaner im Ring stehe, „dann knocke ich ihn aus“, beteuerte Joshua. Als möglicher Kampfort wurde das Londoner Wembley-Stadion avisiert, vermutlich in der zweiten Hälfte dieses Jahres. Wilder hatte sich vor Kurzem in einem Radio-Interview widerwärtig geäußert. „Ich möchte eine Leiche in meinem Kampfrekord haben, ich möchte das wirklich“, sagte der „Bronze Bomber“ genannte Boxer. „Im Ring ändert sich alles an mir. Ich habe überhaupt keine Gefühle gegenüber meinem Gegner.“ Der Verband WBC kündigte an, seine Disziplinarkommission einschalten zu wollen.