Boxweltmeister Sturm nach Magerkur in Titellaune

Köln (dpa) - Boxweltmeister Felix Sturm ist immer noch derselbe, will aber ein anderer sein. Das zumindest hat er für den WM-Kampf am Samstag in Köln gegen den Briten Matthew Macklin angekündigt.

„Wir haben ein bisschen Power draufgelegt. Ich habe mich nicht nur in der Schlagkraft verbessert, sondern auch in Kondition und Beweglichkeit. Und wir haben neue Kombinationen eingeübt“, verrät der Superweltmeister der WBA im Mittelgewicht.

Immerhin wird Sturm (35 Siege, 2 Niederlagen) in der mit 19 000 Plätzen nahezu ausverkauften Lanxess-Arena von einem ehemaligen Europameister herausgefordert. Den Titel musste Macklin wegen der erhaltenen WM-Chance regelkonform niederlegen.

Der in England geborene Ire (28 Siege, 2 Niederlagen) ist höher zu bewerten als Sturms letzter Gegner Ronald Hearns, der lediglich den großen Namen seines Vaters Thomas Hearns spazieren trug. Dennoch zweifelt kaum jemand, dass Sturm bei seiner zehnten Titelverteidigung in Serie den Ring als klarer Sieger verlassen wird. Seiner boxerischen Qualität und technischen Überlegenheit hat Macklin nur wenig entgegensetzen.

Um überhaupt ins Seilgeviert klettern zu dürfen, musste Sturm einen Kraftakt vollziehen. 14,6 Kilogramm hungerte er binnen drei Monaten ab, um das Mittelgewichtslimit von 72,574 Kilo zu erreichen. Als er damit begann, stand er laut Waage drei Klassen höher im Cruisergewicht. „Das ist eine Schinderei“, stöhnt Sturm, der von seinem Fitnesstrainer Clive Salz mit Magerquark und Haferflocken gequält wurde. „Das macht er doch gern“, meint Trainer Fritz Sdunek. „Da hat er Bock drauf, weil er Körper und Geist trimmen will.“

Als eigenständiger Unternehmer, der seinen dritten WM-Kampf nach dem Bruch mit Universum bestreitet, muss er lange Titelhalter bleiben, um den Rubel rollen zu lassen. Das Fernsehen bezahlt nur gutes Geld für Champions. Titelkämpfe ziehen Zuschauer und damit Werbekunden an, nicht dröge Platzierungsduelle.

In der Vergangenheit wurde Sturm vorgeworfen, den Besten aus dem Weg zu gehen. Wer das behauptet, den trifft der Zorn des 32-Jährigen. „Die sogenannten Experten haben absolut keine Ahnung“, zischt der Champion.

Solange Sturm jedoch beispielsweise den Kasachen Gennadi Golowkin meidet, kann sich der Sohn bosnischer Einwanderer der Kritik nicht entziehen. Der unbesiegte K.o.-Schläger Golowkin (21 Kämpfe, 18 K.o.) ist regulärer WBA-Weltmeister, Sturm Superchampion, eine Art Ehrenweltmeister der WBA. Damit besitzt er Sonderrechte, muss seltener Pflichtverteidigungen bestreiten und kann sich seine Gegner aussuchen. Seit Ernennung zum Superchampion vor 15 Monaten hat er noch keine Pflichtverteidigung absolviert.

„Er hat immer von den Besten gesprochen. Aber seine Gegner sind nicht besser als zu Universum-Zeiten“, sagt Box-Experte Jean-Marcel Nartz, der Sturm als den vielleicht weltbesten Techniker im Mittelgewicht einstuft. Nartz: „Aber sein Manko ist, er kann nicht richtig hauen. Auch Fritz Sdunek macht aus einem Filigrantechniker keinen Mike Tyson.“