Frazier - der Mann, der „den Größten“ demütigte
Philadelphia (dpa) - Er mochte Muhammad Ali nicht, aber seine Karriere war untrennbar mit der des Großmauls verknüpft. Der einstige Box-Weltmeister Frazier, der am Montagabend in seinem Haus in Philadelphia im Alter von 67 Jahren an Leberkrebs starb, zählt zu den Helden seines Metiers.
Das hat auch Ali anerkannt. „Die Welt hat einen großen Champion verloren“, würdigte er einen seiner größten Gegner in einem Statement.Als Frazier den selbst ernannten Größten des Boxens im März 1971 auf die Bretter schickte, tobte der ausverkaufte Madison Square Garden in New York. Nach dem Punktsieg im „Kampf des Jahrhunderts“ war Alis Mythos des Unbesiegbarkeit zerstört.
Sagt man Frazier, denkt man an Ali, an die drei Kämpfe gegen „The Greatest“ und an den legendären Sieg. „Ich werde mich immer mit Respekt und Bewunderung an Joe erinnern“, ließ Ali, der gesundheitlich selbst schwer beeinträchtigt ist, mitteilen. Auch der amtierende Champion Vitali Klitschko war bestürzt: „Mein Bruder und ich sind sehr traurig über den Tod von Joe Frazier. Seine drei Kämpfe gegen Muhammad Ali gehören zweifellos zu den Klassikern der Sportgeschichte.“
Fraziers Markenzeichen war, niemals aufzugeben. Viermal verteidigte er den WM-Titel, 32 seiner 37 Profi-Kämpfe gewann er. Rund 300 Millionen Zuschauer sollen am 1. Oktober 1975 das dritte Duell mit Ali, den „Thrilla in Manila“, an den TV-Schirmen verfolgt haben. Der Kampf, der als einer der besten Schwergewichts-Duelle in die Geschichte des Boxens einging, war ein Straßenfeger, wie ihn das Profi-Boxen bis heute nicht mehr erlebt hat.
„Natürlich bin ich nachts aufgestanden. Das konnte man sich nicht entgehen lassen. Ich habe sehr für Frazier geschwärmt. Seine Kämpfe waren spektakulär“, sagte Jean-Marcel Nartz, als langjähriger technischer Leiter der Ställe Sauerland und Universum eine deutsche Box-Instanz. Ali gewann den Thriller, Fraziers Ecke warf in der 14. Runde nach einer unvergleichlichen Schlacht das Handtuch. Ali gestand später, dass er aufgegeben hätte, wenn es Frazier nicht getan hätte. Er sei in dem Kampf dem Tode nah gewesen.
Während Ali, der wegen Kriegsdienstverweigerung zur einer Gefängnisstrafe verurteilt worden war, den Vietnam-Krieg der USA geißelte, hielt sich Frazier mit politischen Bekundungen zurück. So wurde ihm, dem Schwarzen aus South Carolina, unterstellt, ein Steigbügelhalter der weißen Herrschaftsschicht zu sein. Die Weißen hingegen würdigten ihn als „guten Neger“.
Frazier, der schon als Halbwüchsiger das ärmliche Elternhaus und die elf Geschwister Richtung Philadelphia verlassen hatte, ignorierte hartnäckig, dass Ali sich nach dessen Übertritt zum Islam umbenannt hatte. Unbeeindruckt rief er ihn bei dessen bürgerlichen Namen Cassius Clay, was Ali noch mehr auf die Palme brachte.
Der mit 1,81 Meter eher kleine Schwergewichtler Frazier galt als Kampfmaschine, weil er sich in geduckter Haltung in seinen Gegner förmlich hineingekeilte, sich im Innenkampf festbiss und so die Rivalen zermürbte. Was Ali später in seinen Memoiren zu dem Eingeständnis bewegte: „Jeder Schlag, den ich von ihm einstecken muss, ist ein Schritt auf dem Weg zu meinem Grab.“
Sein Dauerfeuer im Ring verhalf Frazier, dem man Bescheidenheit und Solidität nachsagte, zum Kampfnamen „Smokin' Joe“; denn Trainer Eddie Futch forderte stets, die Handschuhe qualmen zu lassen. Ex-Weltmeister George Foreman meinte: „Sprechen Sie über Joe Louis, über Muhammad Ali, auch über mich, aber Tatsache ist: Es gibt nur einen 'Smokin' Joe', 'The One and Only Joe Frazier'.“
Frazier, der sich sogar glücklos als Sänger der Rockgruppe „The Knockouts“ versuchte und mit vier Frauen stattliche elf Kinder hatte, kann für sich in Anspruch nehmen: Es gab nur sehr wenige Rivalen, die ihn bezwingen konnten. Zweimal schaffte das Ali, zweimal auch George Foreman. Und zuletzt der Krebs.