Für Graciano Rocchigiani „stinkt“ das Boxen
Der Ex-Weltmeister verschont lediglich die Klitschko-Brüder von seiner vernichtenden Kritik.
Düsseldorf. Ach ja, Boxen im Fernsehen. Der Chef der ARD-Sportschau, Steffen Simon, sprach zuletzt im Gespräch mit dieser Zeitung von „Fallobstschlachten“. Dem ist eigentlich wenig hinzuzufügen. Aber Ex-Weltmeister Graciano Rocchigiani schlägt aktuell in die gleiche Kerbe und rechnet schonungslos mit seinem Sport ab.
„Das ganze Boxen stinkt“, sagte der 48-Jährige der Tageszeitung „Die Welt“. „Es gibt zu viele Verbände mit zu vielen wertlosen Titeln. Und wer Champion ist, der sucht sich mit dem Segen der Verbände seine Gegner aus.“
Der frühere Weltmeister im Supermittel- und Halbschwergewicht hält den sportlichen Aspekt im Berufsboxen für allenfalls zweit- und drittklassig.
„Es gibt Kämpfe, die lächerlich sind. Und es gibt andere Pseudotitel, die genauso lächerlich sind. Deswegen verliert alles andere an Wert“, meinte Rocchigiani, der sich fragt, „ob die Ranglisten ausgewürfelt werden“. An eine Zukunft des Berufsboxens glaubt der Berliner nicht, nimmt einzig aber die Klitschko-Brüder von seiner vernichtenden Kritik aus.
„Die Klitschkos sind im Schwergewicht auch ganz einfach die besten Boxer. Ich sehe niemanden, der sie schlagen kann“, sagte Rocchigiani. Die beiden hätten sich zwar „durch die Reihe der Pfeifen geboxt, die Promoter Don King aus Amerika angeschleppt hat“, dafür aber seien nicht sie verantwortlich.
Die beiden Klitschkos würden nur das herausholen, was sich ihnen bietet. Rocchigiani: „Sie sind die wichtigsten Boxer in der wichtigsten Klasse.“
Rocchigiani, der vor allem durch seinen großartigen Kampf 1995 gegen Henry Maske seinen Fans in Erinnerung geblieben ist, gilt vielen als der letzte größe Kämpfer seines Sports. Im wahren Leben nicht auf Rosen gebettet, kämpfte Rocchigiani stets, als wäre es seine letzte Chance. Seine Comeback-Pläne zerschlugen sich, als ein geplanter Kampf gegen Ex-Weltmeister Dariusz Michalczewski nicht zustande kam. „Dariusz hat gekniffen. Wenn er Ja gesagt hätte, hätten wir garantiert für Trubel gesorgt“, sagte Rocchigiani. Red