Harutyunyan-Sieg im Dienste Hamburgs: Für WM und Olympia

Hamburg (dpa) - Deutschland hat einen neuen Weltmeister im Profiboxen und ernsthaft Chancen auf die Weltmeisterschaften der Amateurboxer in zwei Jahren. Das Ergebnis der Boxnacht am Dienstag in Hamburg kann sich sehen lassen.

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Der Hamburger Artem Harutyunyan wurde überschwänglich gefeiert, weil er dem Russen Armen Sakarjan den APB-Titel im Halbweltergewicht (bis 64 kg) mit einem knappen Sieg (115:113, 115:113, 114:114) abgeknöpft hatte. Selbst Wu Ching-Kuo, Präsident des olympischen Box-Weltverbandes AIBA und Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), nickte anerkennend und lächelte Alfons Hörmann, dem neben ihm sitzenden Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) zu. An der anderen Seite des Taiwaners applaudierte Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz.

Hamburg hat die Schlagzahl im Wettrennen um die Olympischen Spiele 2024 erhöht und will mit Top-Wettbewerben die Aufmerksamkeit der Welt auf sich ziehen. Deshalb unternimmt die Stadt alles, um sich in wenigen Tagen bei der Abstimmung über den Austragungsort der Box-WM 2017 gegen Sotschi und Taschkent durchzusetzen. „Hamburg hat sehr gute Chancen auf die WM“, sagte Wu und lobte die Atmosphäre in der Inselparkhalle. Der Taiwaner hatte sehr wohl registriert, dass unter den Zuschauern 500 von Harutyunyan eingeladene Flüchtlinge saßen.

Über die Olympia-Chancen der Hansestadt wollte sich Wu allerdings nicht auslassen. „Wegen der Chancengleichheit aller Bewerber“, lautete die Begründung des Box-Präsidenten. Was er aber sagen konnte: „Hamburg ist eine sehr schöne Stadt und hat ein sehr gutes Konzept.“ Die Box-WM 2017 würde der Hansestadt jedoch in die Karten spielen. „Solche Veranstaltungen sind wichtig, um internationales Ansehen zu erringen“, betonte Wu.

Harutyunyan, der 25 Jahre alte gebürtige Armenier, wird zunächst die deutschen Farben bei den Olympischen Spielen in Rio vertreten. „Da will ich eine Medaille. Und ich würde mich wahnsinnig freuen, wenn Olympia 2024 nach Hamburg kommt“, erklärte der Champion des 2014 ins Leben gerufenen Profiwettbewerbs APB unter dem Dach des olympischen Verbandes AIBA. Nur seine Profis dürfen zu Olympia.

Glücklicherweise hatte sich Superschwergewichtler Erik Pfeifer sein Olympia-Ticket bereits vor acht Monaten gesichert. Denn am Dienstag verlor er seinen WM-Titel. Mit einer schwachen Leistung unterlag der 28-Jährige dem Rumänen Mihai Nistor durch technischen K.o. in der neunten Runde. „Er ist ansonsten deutlich besser. In dieser Verfassung wäre er im Januar nicht Weltmeister geworden„, sagte Michael Müller, Sportdirektor des Deutschen Boxsport-Verbandes, und fragte: „Warum ist es nicht gelungen, ihn in Top-Form zu bringen?“