Henry Maske wird 50: Würde „alles wieder so machen“
Berlin (dpa) - Der Wendeweltmeister wird 50. Henry Maske, der als großer Gewinner der politischen Umkehrungen in Deutschland nach 1989 für viele zur bewunderten Leitfigur wurde, vollendet am 6. Januar ein halbes Lebensjahrhundert.
„Die 50 sieht auf den ersten Blick bedrohlich aus. Aber sie wird mich nicht k.o. kriegen“, sagte Maske der Nachrichtenagentur dpa im Europa-Park Rust bei Freiburg, wo er am 10. Januar mit viel Prominenz feiern wird. Graciano Rocchigiani ist auch eingeladen.
Grundsolide und absolut skandalfrei: Das sind immer noch die Tugenden des Mannes, der sich 1990 aus der Wohnsiedlung Neuberesinchen in Frankfurt (Oder) aufmachte in die große Welt. Ghetto-Kids aus den USA und Berlin-Schöneberg waren seine Gegner - fast keiner war dem schlauen Konterboxer gewachsen, der sein Einmaleins im Ring bei der BSG Motorsport Ludwigsfelde eingepaukt bekam.
Der Träger des Vaterländischen Verdienstordens der DDR war das Gegenmodell zu seinem zweifachen Kontrahenten Rocchigiani. Der feierte seinen 50. Geburtstag am 29. Dezember - als mittelloser, ehemaliger Millionär in einer Pension vor den Toren Berlins etwas bescheidener als sein zweimaliger Bezwinger.
Aus dem umjubelten Amateur- und Profiboxer Maske ist längst ein erfolgreicher Geschäftsmann geworden, der als ARD-Boxexperte mit gewählten Worten weiter öffentlich seiner alten Liebe frönt. „Henry leitet zehn McDonalds-Filialen und hat 600 Angestellte“, sagte sein Ex-Manager Wilfried Sauerland voller Bewunderung.
Sauerland, der Maske am 8. März 1990 in seinen Profistall holte, Trainer Manfred Wolke und der TV-Sender RTL standen hinter dem Erfolgsmodell. Der in 181 Amateurkämpfen 163 Mal siegreiche Boxer aus Treuenbrietzen steuerte sein Talent, eiserne Disziplin und gutes Benehmen bei. Aus dem Oberleutnant der Nationalen Volksarmee wurde der wie ein Popstar gefeierte „Gentleman“.
Maske besiegte seine Gegner meist mit filigranen Stilmitteln und machte den verrufenen Sport in Deutschland wieder salonfähig. Zum ersten Mal nach Max Schmeling, den er noch persönlich kennenlernte und in einem Spielfilm verkörpern durfte, sowie Bubi Scholz waren Boxkämpfe wieder gesellschaftliche Ereignisse. Die Prominenz gab sich die Klinke in die Hand und Maskes Popularität überlebte das Ende seiner Box-Karriere.
In seiner sportlichen Hochzeit als Profi zwischen 1993 und 1996 verfolgten bis zu 18 Millionen Fernsehzuschauer seine Kämpfe. Nach seiner steilen Amateur-Laufbahn mit dem Olympiasieg 1988 in Seoul und dem WM-Titel in Moskau 1989 wurde er am 20. März 1993 Profi-Weltmeister. Er bezwang Charles Williams aus den USA klar nach Punkten und stieß die Tür zum ganz großen Erfolg auf. Der Boom, von dem auch die Klitschkos profitierten, begann. „Ohne Henry wären unsere Karrieren so nicht möglich gewesen“, hatte Dreifach-Weltmeister Wladimir Klitschko unlängst in einem dpa-Interview erklärt.
Von 32 Profikämpfen verlor der Rechtsausleger nur einen - seinen vorletzten gegen Virgil Hill (USA). Allerdings schien Maske am 27. Mai 1995 in Dortmund mit allen Schutzengeln und guten Geistern im Bunde, als er zum Punktsieger über das Berliner Raubein Rocchigiani erklärt wurde. Der IBF-Weltmeister im Halbschwergewicht wackelte mehrmals und stand am Rande des K.o.
Von „Schiebung“ sprach hinterher nicht nur der unterlegene Kiezboxer. „Das war ein Fehlurteil“, sagte Jean-Marcel Nartz, der technische Leiter aller Maske-Kämpfe. Den Makel wollte der Weltmeister nicht auf sich sitzen lassen. Den Rückkampf gegen Rocchigiani gewann Maske fünf Monate später ohne Wenn und Aber.
Das zweite Duell gegen Hill war ein groß inszeniertes Comeback. Über zehn Jahre nach seinem tränenreichen Abschied vom Profiboxsport in München unter den Klängen des fünf Millionen Mal verkauften Songs „Time to say Goodbye“ trafen sich beide noch einmal am 31. März 2007 ohne Titeleinsatz.
In einem hoch dotierten Kampf um die Ehre besiegte Maske Hill nach 12 Runden. Er hatte es sich und allen noch einmal bewiesen und zog den endgültigen Schlussstrich unter seine Box-Karriere. „Ich würde alles wieder so machen“, sagte er bei einem Rückblick auf seine Karriere. „Ich bin glücklich und zufrieden. Ich bin ein Typ, für den das Glas immer halb voll und nicht halb leer ist.“