Mixed Martial Arts Kampfmaschine Legat: Ein Ex-Fußball-Profi im MMA-Käfig
Hamburg (dpa) - Als defensiver Mittelfeldspieler war der frühere Fußball-Profi Thorsten Legat ein harter Hund. Im Vergleich zu heute war das aber soft. Jetzt ist er knüppelhart.
„Ich liebe Kampfsport, der hat mich schon als Junge fasziniert“, sagt Legat. Zurzeit klettert der Ex-Profi in den Käfig. Mixed Martial Arts (MMA) heißt das, was er da macht. Klingt kriegerisch, ist es auch. Erlaubt ist so ziemlich alles. Fäuste, Füße, Ellenbogen, Knie - alles, womit sich schlagen und treten lässt. „Aber in die Genitalien und auf den Kehlkopf zu schlagen ist verboten“, meint der gebürtige Bochumer.
Am 1. September bestreitet der 234-malige Bundesliga-Spieler von VfL Bochum, Werder Bremen, Eintracht Frankfurt, VfB Stuttgart und Schalke 04 bei der MMA German Championship in der Kölner Lanxess-Arena ein Promi-Duell. Gegner ist Fitnesstrainer Dominic Harrison.
Legat ist in dem Metier nicht ganz unerfahren. Seit rund 40 Jahren betreibt er Kampfsport für den Hausgebrauch: Judo, Jiu-Jitsu, Taekwondo, Kung-Fu, Karate. „Auch schon als Fußballer. Das hat nur niemand bemerkt“, meint er. Sich vor großem Publikum gegen einen körperlich deutlich überlegenen Rivalen auszutoben, reize ihn, sagt der 49-Jährige.
Zwei-Meter-Muskelpaket Harrison ist 20 Zentimeter größer, 23 Jahre jünger, 14 Kilo schwerer. Der bei der Hashtag-Generation angesagte Influencer, wie Werbeträger in den sozialen Kanälen genannt werden, ist verheiratet mit Playmate und Reality-TV-Sternchen Sarah Nowak. Die Fangemeinde ist riesig. „Ich weiß nicht, ob er einstecken kann. Sonst macht er ja in Hantel, Yoga und Pilates“, beschreibt Legat seinen Rivalen. „Er hat gesagt, er versohlt mir den Arsch.“
Im Oktagon zu stehen, dem Achteck-Käfig bei MMA, erinnere ihn an früher, sagt Legat. „Ich bin in der Gosse aufgewachsen. Wenn es da Streit gab, konntest du auch nicht weglaufen. So ist es auch jetzt im Käfig.“ Nach dem Kampf will Legat einen Schlusspunkt setzen. „Danach werde ich nie wieder Hochleistungssport machen“, behauptet er und reibt sich die Schulter. Sie schmerzt vom intensiven Training.
Schon als Fußball-Profi habe er „klare Kante“ bevorzugt. „Aber ich hätte noch aggressiver sein müssen“, meint er. Das war er manchmal jenseits des Platzes. Seine Passion für Kampfsport floss in sein Fußballspiel ein. „In meinen Gegenspielern habe ich meinen Vater gesehen. Ihm wollte ich es zeigen“, verrät er. Legat hasste seinen Vater. „Er hat mich als Kind missbraucht und misshandelt.“ Einzelheiten beschreibt er in der Autobiografie „Wenn das Leben foul spielt“. „Deshalb bin ich zum Kampfsport. Ich wollte mich wehren können. Das habe ich geschafft. Mit 16 hatte ich ihn am Boden.“
Im Fußball war er aber besser. Außerdem gab es mehr Geld. „Vom Straßenkind zum reichen Mann, das war toll“, feixt Legat. Finanziell gehe es ihm gut. „Ich bin zufrieden. Ich war immer sparsam.“ Mit seiner Frau, sagt er, ist er in der Immobilienbranche zugange. Deshalb habe er den Käfig-Kampf finanziell auch nicht nötig.
Als ihn ein Knorpelschaden im Knie zum Karriereende als Fußball-Profi gezwungen hatte, fiel Legat in ein Loch. Er stürzte und stürzte. „Erst war es ein Bier am Tag, dann ein Kasten, dann anderthalb. Ich hatte Selbstmordgedanken“, gesteht er. Seine Frau drohte: „Wenn du so weitermachst, verlierst du mich und die Kinder.“ Seither trinkt Legat keinen Alkohol mehr. Er erwarb die A-Trainer-Lizenz, wurde Trainer von Jugend-Teams und Landesligisten. „Ich war wieder vorzeigbar.“
Vor allem im Fernsehen. „Ich bin ein Star - holt mich hier raus“, „Grill den Hensler“, „Schlag den Star“ - wird Lagat gefragt, ist er als Reality-Macho dabei. „Das hat einen anderen Menschen aus mir gemacht“, meint er. „Und es gibt auch noch ein bisschen Geld.“ Obendrein kitzelt es sein Ego. „Die Leute mögen mich. Ich erzähle die Wahrheit, ohne jemanden zu beleidigen. Es wäre doch schade, wenn es Thorsten Legat nicht mehr im Fernsehen zu sehen gibt. Im Fernsehen zu sein - das ist das Größte.“