Klitschko schlägt Mormeck: Viel Show, wenig Gegner

Klitschkos Kontrahent Mormeck verzichtet auf Gegenwehr und fällt in der vierten Runde.

Düsseldorf. Ray Austin ist US-Amerikaner. Im März 2007 forderte der Mann aus Cleveland Wladimir Klitschko zum Kampf im Schwergewicht, Austin fiel in der zweiten Runde, nach vier Minuten und 25 Sekunden, die Mannheimer Arena pfiff, was das Zeug hielt. Und Austin blieb eine Randnotiz des Schwergewichts.

So gesehen ist Jean-Marc Mormeck ein geradezu zäher Bursche. Dreieinhalb Runden hielt sich der 39-jährige Franzose in der Düsseldorfer Arena irgendwie empfangsbereit. Drei Schwergewichtstitel lagen vor ihm, aber das eigentlich Erstaunliche an diesem Kurzzeit-Abenteuer des Franzosen im großen Box-Kino war, dass da einer nach den Titeln griff, ohne dem Gegner Leid antun zu wollen. Zwei kleine Haken, mehr kam nicht.

Es erregte Mitleid, als Wladimir Klitschko das anders sehen wollte, um dem peinlichen Abend ein wenig Glanz zu verleihen. „Er hat mich mit einem Jab am linken Auge getroffen. Das brennt noch immer“, sagte der 35-jährige alte und neue Weltmeister der Verbände WBO, IBF und WBA, aber es brauchte gar keine Worte mehr.

Die 50 000 Boxfans mit Ticketpreisen bis zu 600 Euro und 12,26 Millionen Fernsehzuschauer hatten alles gesehen: Mormeck war zuerst erstaunt, wer da so alles wegen ihm gekommen war, und dann war er auch schon die nächste Randnotiz. Vergütet mit 500 000 Euro.

Gefallen in Runde zwei, wieder aufgestanden nur, um bald wieder zu Boden gehen zu können. Niemanden verwunderte es jetzt mehr, dass Klitschko zuvor den 50. Knockout seiner Karriere versprochen hatte. Eine Links-Rechts-Kombination, eine Linke — das Ende.

„Er hat wirklich eine echte Rechte“, sagte Mormeck nach dem Kampf bewundernd. Um dann Erstaunliches zu offenbaren: „Der Ringrichter hat nur bis sieben gezählt, ich hatte nicht gedacht, dass er den Kampf schon beendet.“

Dabei hatte Mormecks entsetzt leerer Blick nach dem Niederschlag nichts anderes zugelassen. Der Franzose faselte etwas von einem verletzten Fuß, davon, dass der Ringrichter keinen Ausgleich dafür geschaffen habe, dass Klitschko ihn stets nach unten gedrückt habe. Aber: „Ich will hier keine Ausreden präsentieren.“

Die Nominierung Mormecks als Gegner darf man als dreist bezeichnen, ihn zuvor als Tyson-Kopie anzukündigen, wird das amerikanische Original erfolgreich als Rufschädigung anklagen können. In Jean-Paul Belmondo verließ eine französische Filmlegende seinen Platz am Ring umgehend nach dem Knockout — mit Gehhilfe. Schlechter hätte auch er nicht aussehen können.

Das Kapitel Mormeck ist erledigt, Klitschko sechs Millionen Euro reicher geworden. Die Laser-Show war beeindruckend, großes Kino gibt es bei den Klitschkos vor dem Kampf. Im Juli wird das wieder zu beobachten sein, wenn es für Wladimir zur Pflichtverteidigung seines IBF-Titels gegen Tony Thompson kommen wird. Thompson? Richtig, der lag gegen Wladimir Klitschko auch schon am Boden. 12. Juli 2008 in Hamburg, Runde elf. Ein ausgesprochen zäher Bursche.