K.o.-Hammer gegen Stieglitz: Abraham mit alter Stärke
Halle/Westfalen (dpa) - Arthur Abraham hat seinen K.o.-Hammer wiedergefunden und seinen grantelnden Trainer zu Tränen gerührt.
Mit einem gewaltigen rechten Haken beförderte der Boxweltmeister im Supermittelgewicht seinen Herausforderer Robert Stieglitz in der sechsten Runde auf die Bretter und verteidigte seinen Titel vor rund 8000 jubelnden Zuschauern in Halle/Westfalen eindrucksvoll. „Wenn Arthur Robert nicht vorzeitig besiegt hätte, dann wäre das für mich eine Niederlage“, meinte Abraham-Trainer Ulli Wegner. Tränen der Rührung standen ihm in den Augen. Ein Punktsieg wäre dem „Diktator-Trainer“, wie Abraham seinen Coach nennt, zu wenig gewesen.
Den letzten K.o.-Sieg hatte Abraham vor zweieinhalb Jahren gelandet. Seither bekamen die Zuschauer seine Spezialität, mit der er einst im Mittelgewicht zum Schrecken aller Rivalen geworden war, kaum noch zu Gesicht. Ganze fünf vorzeitige Siege seit dem Wechsel ins höhere Supermittelgewicht vor knapp sechs Jahren zeugten vermeintlich von schwindender Explosivität in den Fäusten. „Er hat die Schlagkraft“, widersprach Wegner. „Er muss nur die richtige Distanz finden.“
Gegen den Magdeburger Stieglitz legte es der Titelverteidiger auf einen schnellen Sieg an. „Das war nicht der boxerisch stärkste Arthur, aber ein Arthur, der den K.o. unbedingt wollte“, sagte Manager Wilfried Sauerland. „Er hatte mir vorher gesagt: Bis zur achten Runde schaffe ich das.“ 3,61 Millionen Zuschauer bei Sat.1 (20,3 Prozent Marktanteil) sahen, wie der jederzeit überlegene Abraham Wort hielt. Dabei konnte ihn auch eine Verletzung im Mund nicht aufhalten: „Ich glaube, ein Zahn ist gebrochen“, meinte er.
In dem Dauerduell mit Stieglitz hat Abraham drei der vier Kämpfe gewonnen. Jetzt ist der Mehrteiler aus. „Es gibt keinen fünften Kampf“, stellte der WBO-Champion klar. Mit Bedauern registrierte der Verlierer dies. Denn der 34-jährige Stieglitz kann seine WM- Ambitionen nunmehr ad acta legen. Ob es auch das Karriereende ist, wollen er, sein Trainer Dirk Dzemski und Promoter Ulf Steinforth nach „einigen Wochen des Nachdenkens“ besprechen. „Er muss selber spüren, ob es noch kribbelt. Er kann auch jederzeit bei uns Trainer sein“, betonte Steinforth.
Abraham indes freut sich auf zwei weitere Jahre im Ring. Danach will sich der 35 Jahre alte Berliner weniger gewalttätigen Arbeitsgebieten im Boxen widmen und sich im Management profilieren. Sein Trainer, der im Falle einer Niederlage mit Rücktritt gedroht hatte, wird ihm die Treue halten. Nach dem Kampf wurde der 73-Jährige überrascht: Auch sein Vertrag wird um zwei Jahre verlängert.
Wegner nahm die Kunde erleichtert zur Kenntnis. „Was soll ich zu Hause, wenn ich noch so viel zu tun habe und gebraucht werde“, meinte er. Ruhestand ist ihm ein Gräuel. Und gerade mit dem gebürtigen Armenier Abraham verbindet ihn eine besondere Form von Zuneigung. „Er geht mir manchmal zu viel auf den Wecker“, gesteht Abraham. „Aber ich brauche ihn, er braucht mich.“