Erik Pfeifer - Profiboxer, der Olympia-Gold holen kann
Hamburg (dpa) - Wladimir Klitschko und Erik Pfeifer haben etwas gemein. Sie sind beide Schwergewichtsweltmeister im Profiboxen. Den Ukrainer kennt beinahe jeder, den Deutschen kaum einer.
Dabei hat er etwas vollbracht, was Klitschko nicht vergönnt ist. Pfeifer hat sich als erster Profiboxer weltweit für die Olympischen Spiele in Rio qualifiziert. Dem Deutschen Boxsport-Verband war das die Goldene Verdienstnadel wert, die sonst nur Persönlichkeiten reiferen Alters erhalten. Im Fernsehen ist der 28-Jährige jedoch kaum zu sehen. „Ich muss nicht ins Fernsehen. Ich boxe nicht, um berühmt zu werden. Ich will einfach der Beste sein“, erklärt der in Leimen bei Heidelberg lebende Athlet, der als Amateur zweimal WM-Bronze gewann.
Als gäbe es nicht schon genug Weltverbände im Boxen, hat auch der olympische Verband AIBA, der früher nur für Amateure zuständig war, eine Profisparte gegründet. Die nennt sich APB (AIBA Pro Boxing), und nur sie darf Profiboxer nach Rio entsenden. Seit 2014 suchen jährlich jeweils acht Kämpfer in zehn Gewichtsklassen ihre Weltmeister. Pro Kampf kassiert der Profi bis zu 25 000 Dollar. Finanziell angeschoben hat das ein chinesischer Multimillionär. Dauerhaft tragen soll sich der WM-Betrieb später durch TV-Übertragungen und Sponsorengelder.
„Eigentlich wollte mich der Sauerland-Stall haben. Das Angebot hat mir aber nicht gefallen“, berichtet Pfeifer, der für Blau-Weiß Lohne boxt. Der 112-Kilo-Mann, der als Siebenjähriger mit seinen Eltern aus dem russischen Jekaterinburg nach Vechta kam, preist den neuen Verband. „Wir sind von der sportlichen Leistung nicht schlechter als WBA, WBC oder die anderen. Es fehlen nur zwei, drei der Top-Boxer aus dem Amateurlager, ansonsten sind die Spitzenleute dabei.“
Mit Klitschko würde sich Pfeifer derzeit aber nicht messen wollen. „Da fehlen mir noch ein paar Jahre. Aber mit WBA-Weltmeister Ruslan Chagaev oder WBC-Champion Deontay Wilder würde ich gern in den Ring steigen.“ Das Niveau bei den neuen APB-Profis schätzt er höher als bei den Alt-Profis ein. „Bei uns kämpfen ständig die Besten gegeneinander. Bei den alten Verbänden boxt man in den ersten 15 Kämpfen gegen LKW-Fahrer.“ Pfeifers nächster Einsatz ist im September in Hamburg. Dann verteidigt er seinen WM-Titel.
Der Boxer gehört zur Sportförderkompanie der Bundeswehr in Bruchsal, wo er ein monatliches Gehalt bezieht. „Ich bin gut abgesichert“, betont der Superschwergewichtler. „Geld verdienen und Sportförderung beißen sich nicht“, sagt DBV-Präsident Jürgen Kyas. Mitunter darf Pfeifer auch an Amateur-Turnieren teilnehmen, wo lediglich drei Runden geboxt werden. „Ich kämpfe bei der APB zehn Runden, aber bei Olympia sind es wieder drei. Die Umstellung ist nicht leicht. Man geht ja ganz anders in einen Kampf, wenn die Distanz länger ist“, erklärt er.
Verbandschef Kyas ist froh, dass er Neu-Profi Pfeifer in seinen Reihen hat: „Er ist ein Vorzeigeathlet. Er ist ein Botschafter des Boxens, der in seine Rolle immer besser hineinwächst.“