Krasniqis Wutreise zur „Box-Prinzessin“ nach London

Hamburg (dpa) - Luan Krasniqi und Robin Krasniqi kommen aus der Kleinstadt Junik im Kosovo, sind beide Profiboxer, aber nicht miteinander verwandt. Luan hat als Europameister und WM-Kämpfer im Schwergewicht ordentlich Geld verdient, Robin nicht.

„Ich will auch so bekannt sein wie Luan“, sagt Robin Krasniqi und seine Augen funkeln. „Er ist mein Vorbild.“ Am Samstag boxt Robin, der eigentlich Haxhi heißt, in London. Sein Gegner ist der Waliser Nathan Cleverly. Der ist Halbschwergewichts-Weltmeister der WBO. „Jetzt muss der Gürtel hierher“, meint Krasniqi und ballt die Faust.

Zunächst reizt den 26 Jahre alten Münchner nur der Titel. „Als Anfänger kannst du nicht richtig Geld verdienen. Geld spielt erst mal keine Rolle. Ich muss mir einen Namen machen.“ Behilflich will ihm dabei der frühere Serien-Weltmeister Dariusz Michalczewski sein. Der „Tiger“ besaß den WBO-Gürtel fast neun Jahre. In London sitzt er als Daumendrücker am Ring. Rund 30 Millionen Euro, so sagt man, soll der Pole mit seinen Fäusten einst erwirtschaftet haben. „Ich habe eine Gänsehaut gekriegt, als ich hörte, Michalczewski kommt. Ich habe Dariusz schon im Fernsehen gesehen, als ich selbst noch nicht geboxt habe“, meint Krasniqi beeindruckt. Mittlerweile hat er 41 Profikämpfe bestritten, 39 davon gewonnen.

Mit 17 ist der gebürtige Kosovo-Albaner nach Deutschland gekommen, wo sich sein Vater bereits eine Existenz als Gemüsehändler aufgebaut hatte. Kaum hier, stürmte Krasniqi in die Boxhalle. „Ich habe schon immer Sportwettkämpfe geliebt. Das wollte ich auch machen.“ In Junik gab es dafür keine Gelegenheit. Im Krieg zwischen albanisch-stämmigen Einwohnern und Serben wurden viele Einrichtungen zerstört. „Wir haben uns nicht weit weg getraut vom Haus, weil alles herum vermint war. Wir hatten Angst und haben uns gefragt: Wie viele Minuten werden wir noch am Leben sein?“, erzählt Krasniqi. Damals war er elf.

Gegen die schrecklichen Erfahrungen von einst ist die Reise zum unbesiegten Weltmeister Cleverly geradezu Entspannung. „Boxen ist nur ein Spiel. Deshalb bin ich locker“, berichtet Krasniqi, scheint sich aber nicht ganz sicher zu sein. Denn kurz danach bekennt er: „Ich boxe um mein Leben.“ Krasniqi ist wütend auf Cleverly. Schon dreimal hatte der Waliser die Pflichtverteidigung gegen den an Nummer eins gelisteten Münchner ausfallen lassen. Deshalb schenkte ihm Krasniqi bei der Pressekonferenz in London einen Minirock mit der Aufschrift „Box-Prinzessin“. Die Lunte glimmt.

Seit drei Jahren ist Krasniqi bei Promoter Ulf Steinforth in Magdeburg. „Das ist eine große Familie. Es gibt keinen Neid“, versichert der Schützling von Trainer Dirk Dzemski. Seit kurzem besitzt der gelernte Verkäufer, der in der Berufsschule einfach Robin genannt wurde, weil Haxhi nicht über die deutschen Zungen wollte, den deutschen Pass. Stolz auf die neue Heimat, hat er die alte im Herzen. Krasniqi: „In Junik werden 3000 bis 4000 Leute auf einer Leinwand zusehen. Da will ich natürlich was zeigen.“