Lange Boxnacht: Abrahams Maloche und Murats Sternstunde

Hamburg (dpa) - Karo Murat ist schon da, wo Arthur Abraham hin will. Murat boxt um die Weltmeisterschaft, Stallkollege Abraham muss sich erst für einen WM-Kampf empfehlen.

Sein Gegner am Samstagabend in Oldenburg im Duell um den weniger bedeutsamen WBO-Interkontinentaltitel im Supermittelgewicht heißt Giovanni De Carolis, kommt aus Italien und ist weder bekannt noch furchteinflößend. Ruhm verspricht ein Sieg über den Azzurro nicht, wohl aber die Berechtigung für das dritte WM-Duell gegen Champion Robert Stieglitz aus Magdeburg. Und das will Abraham nicht nur erreichen, er muss es. Ansonsten ist seine Karriere beendet.

Verglichen mit dem Abraham-Einsatz besitzt Murats Auftritt in Atlantic City in der Nacht zum Sonntag die höhere Wertigkeit. Zumal sein Gegner Bernard Hopkins heißt. Die lebende Ringlegende ist der einzige Profi, der die Titel der vier großen Verbände (WBC, WBA, IBF, WBO) im Mittelgewicht vereinigen konnte. Hopkins ist mit 48 Jahren der älteste Weltmeister im Profi-Zirkus, hat die meisten Titelkämpfe in seiner Klasse absolviert und ist der Mann mit der längsten Regentschaft. Er trinkt keinen Alkohol, raucht nicht, isst vegetarisch, lebt durch und durch gesund. Hopkins ist mit 48 fit wie andere mit 25.

Die ARD fängt hüben wie drüben alles ein und bietet eine lange Boxnacht frei Haus. Die Übertragung beginnt um 22.10 Uhr in Oldenburg mit dem Kampf von Hoffnungsträger Jack Culcay gegen den Argentinier Guido Nicolas Pitto und endet um 4.00 Uhr mit den letzten Bildern aus der Boardwalk Hall an der amerikanischen Atlantikküste. Dort gibt es auch die Mittelgewichts-WM der Amerikaner Peter Quillin und Gabriel Rosado und den Auftritt des 2,01 Meter großen möglichen Klitschko-Gegners Deontay Wilder aus den USA zu sehen.

Hopkins ist für den US-Bezahlsender Showtime eine Zugnummer und Goldgrube. Von seinen 63 Profikämpfen hat er 53 gewonnen, davon 32 durch K.o. Murat, ein im Irak geborener Armenier mit vorläufigen deutschen Reisedokumenten, der in Berlin lebt und eigentlich Karapet Muradjan heißt, wartet als Nummer zwei der IBF-Rangliste im Halbschwergewicht seit zwei Jahren auf den Pflichtkampf gegen den großen Hopkins. Sein Respekt hält sich in Grenzen. „Das ist die größte Chance meines Lebens. Hopkins ist eine Legende. Aber ich bin jünger, schneller und hungriger“, sagt der 30-Jährige aus dem Berliner Sauerland-Stall, der von 27 Profikämpfen 25 gewonnen hat.

Abraham hat dagegen nur triste Maloche vor sich. Er muss zeigen, dass er es noch kann. „Für ihn heißt es: alles oder nichts. Oder wie der Engländer sagt: Do or die!“, betont Promoter Kalle Sauerland. „Wenn Arthur verliert, ist es das Aus für ihn. Dann ist die Straße zu Ende.“ Abraham hat den dritten WM-Kampf - bisher ein Sieg, eine Niederlage - gegen Stieglitz im Kopf. Das ist die Gefahr am Samstag. „Ich will, dass er ein Zeichen setzt. Er muss den Italiener klar schlagen“, fordert Sauerland. Abraham sind seine Explosivität und der gefürchtete K.o.-Hammer abhandengekommen. Ohne die ist er nur Mittelmaß. Trainer Ulli Wegner, der auch Murat betreut, aber bei Abraham in Oldenburg am Ring sitzt, redet nicht drum herum: „Arthur muss endlich mal wieder einen umhauen.“ Gehorcht sein Schützling?