Murat verliert und keiner kann's sehen
Oldenburg (dpa) - Bis nachts um 4.00 Uhr hatten sich zahlreiche Boxfans wachgehalten, um Karo Murat in Atlantic City gegen Ringlegende Bernard Hopkins im Kampf um die WM zu sehen. Doch mitten im Kampf stieg die ARD aus der Live-Berichterstattung aus.
Und das, obwohl „Das Erste“ wochenlang für die „lange Boxnacht“ geworben hatte. Murat verlor einstimmig nach Punkten (108:119, 108:119, 110:117). Das Ergebnis mussten die Fans in Deutschland aber dem Internet entnehmen. Ende der fünften Runde um 4.09 Uhr wurde die TV-Leitung nach Amerika gekappt und der amerikanische Action-Streifen „Cannonballs“ von 1976 eingespielt. Am Sonntagnachmittag konnten die Fans immerhin im Internet die komplette Übertragung des Kampfes sehen.
„Den ungeplanten Abbruch der Übertragung (...) bedauern wir sehr und entschuldigen uns dafür bei unseren Zuschauern“, hieß es in einer Stellungnahme der ARD-Programmdirektion. „Soweit es sich bis zum jetzigen Zeitpunkt recherchieren lässt, waren Probleme in der Kommunikation die Ursache.“
Murats Promoter Kalle Sauerland konnte sich glücklich schätzen, daheim auch britisches Fernsehen zu empfangen. Er war nach dem Abraham-Kampf in Oldenburg flugs in sein Auto gestiegen und nach Hamburg gefahren. „So habe ich den ganzen Kampf gesehen. Das Urteil ist in Ordnung, aber Karo hat sich gegen den großen Hopkins hervorragend verkauft“, sagte der Promoter. Sauerland entschuldigte sich bei den deutschen TV-Zuschauern. „Es tut mir wahnsinnig leid. Aber damit haben wir nichts zu tun und darauf haben wir auch keinerlei Einfluss.“
Hopkins war bereits zuvor mit 48 Jahren und neun Monaten der älteste Weltmeister in der Geschichte des Profiboxens. Jetzt ist er auch der älteste Champion, der seinen Titel erfolgreich verteidigt hat. „Ich bin ein Freak, ich bin ein Alien“, rief der frühere Mittelgewichtsweltmeister der großen Verbände und jetzige Halbschwergewichtschampion der IBF. Auch in den nächsten Jahren will er sich nicht aus dem Ring zurückziehen. „Aliens werden niemals alt“, meinte der begnadete Faustkämpfer und lobte den 30-jährigen Murat. „Mit dieser Leistung ist er ziemlich dicht dran an der Weltspitze.“ Für Murat war es die zweite Niederlage im 28. Kampf.
„Bernard ist ein guter Boxer“, gestand Murat. „Aber ohne die Cuts wäre ich stärker gewesen und hätte vielleicht gewonnen.“ Der in Irak geborene Armenier mit einem vorläufigen deutschen Reisepass zog sich zwei Risse am linken Auge zu. Hopkins will jetzt ein Mega-Duell mit Superstar Floyd Mayweather (USA), in dem der Dollar richtig rollt.