Powetkin rückt Klitschkos näher auf die Pelle
Helsinki (dpa) - Boxweltmeister Alexander Powetkin gilt als ein Kronprinz für das Erbe der Klitschkos. Der Russe meldete mit der ersten Titelverteidigung in Helsinki einen vorsichtigen Anspruch darauf an.
Der Finne Helenius gewann die Schwergewichts-EM, überzeugte aber nicht.
Schwergewicht Powetkin ist den Klitschko-Brüder näher auf die Pelle gerückt. Der 32 Jahre alte Boxer verteidigte vor 12 000 Zuschauern in Helsinki seinen WBA-Titel zum ersten Mal und lieferte bei seinem K.o.-Sieg in der achten Runde gegen den Amerikaner Cedric Boswell eine ansehnliche boxerische Vorstellung ab. „Das war ein Schritt in die richtige Richtung. Aber ich muss noch sehr viele Erfahrungen sammeln“, sagte der Russe nach dem 23. Sieg im 23. Kampf seiner Karriere.
Der Erfolg fiel so überzeugend aus wie schon lange nicht mehr in der zeitweise ins Stocken geratenen Karriere des Olympiasiegers von 2004. Powetkin dominierte seinen zehn Jahre älteren Kontrahenten vom ersten Gong an. Mit zahlreichen Kopf- und Körpertreffern zermürbte der WBA-Champion den Amerikaner. In Runde sieben wankte Boswell bedenklich, rettete sich noch in die Pause.
Danach setzte Powetkin nach, deckte seinen chancenlosen Widerpart mit Serien zum Kopf ein und hatte Boswell schließlich kurz vor Ende des achten Kampfabschnitts am Boden. Der Ringrichter zählte den schwer angeschlagenen Herausforderer daraufhin aus. „Boswell hat viel Herz gezeigt und einige Treffer eingesteckt. Aber Alexander hat unsere Strategie voll umgesetzt“, lobte Trainer Teddy Atlas seinen Schützling.
Von Klitschko-Niveau wollte Atlas aber noch nicht reden. „Die haben über 50 Kämpfe, Alexander hat erst 23. Aber er wächst mit jedem Kampf und wird stärker“, sagte der Amerikaner. Und bittet um Geduld. „Zwei Kämpfe brauchen wird noch“, bestimmte Atlas. Aber die Zeit hat Powetkin ja auch. Wladimir Klitschko muss seinen im Juli errungen WBA-Supertitel erst im März 2013 pflichtverteidigen.
Von solchen Weihen ist Robert Helenius noch weit entfernt. Der Lokalmatador erkämpfte sich gegen den Briten Dereck Chisora zwar den EM-Gürtel im Schwergewicht. Das 2:1-Punkturteil (115:113, 115:113, 113:115) schmeichelte dem Schützling von Trainer Ulli Wegner aber. Chisora war praktisch über die gesamt Distanz hinweg der aktivere Boxer, der zudem auch noch häufiger traf. „Ich habe mir schon in der ersten Runde eine Handverletzung zugezogen. Die hat sehr, sehr weh getan. Ich befürchte, die Hand ist gebrochen“, sagte Helenius mit schmerzverzerrtem Gesicht.