Präsident des Boxverbands WBC gestorben

Mexiko-Stadt (dpa) - Die Profiboxszene hat eine ihre schillerndsten Figuren verloren. Der Präsident des World Boxing Council (WBC), José Sulaimán, ist im Alter von 82 Jahren in einem Krankenhaus in den USA gestorben.

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Das teilte der WBC in Mexiko-Stadt mit.

Der Mexikaner hatte sich seit vergangenem Oktober in einer Klinik in Los Angeles von einer Bypass-Operation erholt.

„Wir bedauern es, den Tod unseres geliebten Präsidenten, Don José Sulaimán, bekanntgeben zu müssen. Möge er in Frieden ruhen“, hieß es in einer Mitteilung auf Twitter. Ein Verbandssprecher bestätigte der Nachrichtenagentur dpa den Tod Sulaimáns per Telefon.

„Viele nannten ihn den Vater des Boxens. Er hat alle Boxer wie seine Söhne und Töchter behandelt, er litt mit ihnen und arbeitete jeden Tag seines Lebens daran, den Boxsport besser und sicherer zu machen“, hieß es in der Stellungnahme des WBC. „Unser lieber Vater hat seine letzten zwölf Runden geboxt. Jetzt hat die letzte Glocke geschlagen. José Sulaimán - Sieger nach einstimmiger Entscheidung.“

Sulaimán engagierte sich während seiner Zeit als WBC-Präsident unter anderem für einen besseren Schutz der Boxer. So wurden auf sein Bestreben hin die Runden bei WM-Kämpfen von 15 auf zwölf reduziert, er führte verpflichtende ärztliche Untersuchungen vor und nach den Kämpfen ein und setzte ein viertes Seil in den Boxringen durch.

Die Regeländerungen aber werden anders als die diversen Skandale im Umfeld des umtriebigen Boxfunktionärs kaum in Erinnerung bleiben. Diverse Fehlurteile gehörten ebenso zu den Markenzeichen seiner Amtszeit wie die Einführung obskurer Titel, um neue Geldquellen zu erschließen. In Deutschland machte vor allem das Geschehen um Graciano Rocchigiani Schlagzeilen. Dem Berliner wurde der WM-Titel im Halbschwergewicht abgesprochen, den er 1998 errungen hatte. „Rocky“ erstritt in der Folge 2004 vor Gericht rund 4,5 Millionen Dollar von dem Verband, der zwischenzeitlich sogar Konkurs anmelden musste.

Eine der letzten Amtshandlungen Sulaimáns war im Dezember 2013 die erneute Ernennung von Profiboxer Vitali Klitschko zum Weltmeister im Ruhestand. Weil der 42-Jährige wegen der politischen Verpflichtungen in seiner ukrainischen Heimat derzeit seinen Titel nicht verteidigen kann, verlieh ihm der WBC den ruhenden Status (Champion Emeritus). Klitschko gab damit den regulären Titel als WBC-Weltmeister frei. Um diesen können die nächstfolgenden Boxer in der Rangliste kämpfen. Sollte Klitschko in den Ring zurückkehren, darf er gegen den dann amtierenden Champion antreten.

Sulaimán führte den WBC über 38 Jahre. Laut Guinness-Buch der Rekorde war er der weltweit dienstälteste Präsident eines Sportverbandes. Erst im November war er für weitere vier Jahre im Amt bestätigt worden. Zudem hatte ihm der WBC den Ehrentitel „Präsident auf Lebenszeit“ verliehen. Als aussichtsreichste Kandidat für seine Nachfolge wird sein Sohn Mauricio gehandelt.