Profis in Norwegen „endlich nicht mehr kriminell“
Oslo (dpa) - Cecilia Brækhus hüpfte auf einem Bein, als sie das Ergebnis der Abstimmung am Bildschirm in einem Nebenraum im norwegischen Parlament verfolgte. Die Schiene an ihrem rechten Fuß konnte die weltbeste Boxerin nicht von ihrem Freudentanz abhalten.
Jahrelang hatte sie dafür gekämpft, ihre vier Gürtel auch in ihrem Heimatland verteidigen zu können. Doch Profiboxen war in Norwegen verboten - bis die Mehrheit im Storting am Montagabend für eine Aufhebung des Verbots stimmte. Nach mehr als 30 Jahren.
„Endlich bin ich nicht mehr kriminell“, jubelte die 33-jährige. Es sei eine schwere Bürde für sie gewesen, in Norwegen für ihren Sport ins Gefängnis geworfen werden zu können. „Ich fühle mich fast wie reingewaschen“, sagte sie der versammelten Presse im Parlament.
Seit sechs Jahren lebt Brækhus in Berlin und ist das einzige weibliche Mitglied im Team Sauerland. Als „First Lady“ hat sie die Gürtel der Verbände WBC, WBA, WPB und WBO im Weltergewicht gewonnen. Zuletzt verteidigte sie ihre Titel vor drei Wochen in Kopenhagen gegen die Deutsche Jennifer Retzke, brach sich dabei aber den rechten Fuß. Nun geht sie auf Krücken, doch das war am Montagabend Nebensache. „In ein paar Monaten bin ich wieder auf den Beinen“, sagte die junge Frau aus Bergen an der Westküste Norwegens mit einem breiten Lächeln.
Dass das Parlament nach mehr als 30 Jahren mit einer Mehrheit von 54 zu 48 Stimmen schließlich doch Ja gesagt hat zum Profiboxen, ist eine kleine Sensation. Denn der Widerstand war groß. Der norwegische Sportverband, Ärzte, das Gesundheitsdirektorat und viele in der Opposition warnten vor den gesundheitlichen Risiken.
Doch der zunehmende Erfolg der charismatischen Sportlerin mit kolumbianischen Wurzeln machte das Boxen in Norwegen immer populärer. Am Ende hat die neue Mitte-Rechts-Regierung mit Hilfe der Liberalen das Boxverbot abgeschafft und das sogenannte Knockout-Gesetz geändert. Nun darf zum Beispiel ohne Helm gekämpft werden. Die Vorschriften zur Länge der Kämpfe, zum Gewicht der Handschuhe und zum Alter der Boxer sind aber weiter in Kraft. „Wir sind froh, dass diese Regeln immer noch gelten“, meinte Per Tøien vom norwegischen Sportverband. Das Team Sauerland müsse sich aber nun auch den Regeln den Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) unterwerfen, wolle Cecilia Bræakhus tatsächlich in ihrem Heimatland in den Ring steigen.
Cecilia Brækhus lässt sich von solchen Einwänden nicht die Freude verderben. Sie hofft, schon im nächsten Jahr in Norwegen kämpfen zu können. „Ich werde dafür sorgen, dass es ein Volksfest wird“, versprach sie schon jetzt. Alle seien eingeladen, auch die Sozialdemokraten und die Linken, die gegen eine Aufhebung des Verbots gestimmt hatten. „Die müssen ihr Ticket aber selbst bezahlen.“