Schelte nach Sieg: Abraham darf wieder um WM boxen

Kiel (dpa) - Die Pflicht gemeistert, für die Kür aber noch Reserven gelassen: Profiboxer Arthur Abraham bekommt nach seinem einstimmigen Punktsieg (118:109, 118:109, 119:108) über den Polen Piotr Wilczewski eine neue Chance auf einen WM-Gürtel.

Seine Leistung war allerdings noch nicht WM-reif und rief erneut Kritiker auf den Plan - allen voran seinen Trainer. „Arthur hätte die Aufgabe besser lösen können. Wir wollen die Weltspitze mitbestimmen, und da müssen wir noch einiges tun“, kritisierte Ulli Wegner, der in diesem Monat seinen 70. Geburtstag feiert.

Als Präsent taugte der Auftritt von Wegners einstigem Vorzeigeschützling vor 6000 Zuschauern in der Kieler Sparkassen-Arena und 4,66 Millionen TV-Zuschauern (19,9 Prozent Marktanteil) in der ARD nur bedingt. Der 32 Jahre alte Abraham, der den 31. Sieg im 34. Kampf seiner Karriere feierte, beherrschte den boxerisch limitierten Polen zwar vom ersten Gong an nach Belieben. Viele Schläge fanden aber nicht ihren Weg ins Ziel, so dass es mit dem erhofften K.o. nichts wurde und Wilczewski sich über die Zeit retten konnte.

Für Abraham hatte das aber auch etwas Gutes. „Es war wichtig für mich, dass der Kampf über zwölf Runden gegangen ist. Ich brauche solche Kämpfe“, sagte der einstige IBF-Weltmeister im Mittelgewicht, der nun Titelträger im darüber liegenden Limit werden will. Sein Manager sieht den einst gefürchteten K.o.-Schläger trotz aller Kritik auf einem guten Weg. „Ich denke, er ist bei 80 Prozent. Die restlichen 20 Prozent wird er sich bis zum WM-Kampf noch im Training holen“, sagte Wilfried Sauerland.

Die 20 Prozent wird Abraham aber auch brauchen, wenn er voraussichtlich im August nach dem WBO-WM-Titel im Supermittelgewicht greifen wird. Sein wahrscheinlicher Gegner Robert Stieglitz aus Magdeburg ist ein Mann ganz anderen Kalibers als Aufbaugegner Wilczewski. Ehe das deutsch-deutsche Duell perfekt ist, verteidigt Stieglitz seinen Gürtel noch gegen den Briten George Groves.

Im zweiten Hauptkampf des Abends verteidigte Halbschwergewichtler Eduard Gutknecht seinen EM-Titel mit einem Punktsieg (114:113, 115:113, 113:115) gegen den Franzosen Tony Averlant. Für den 29 Jahre alten Sauerland-Profi aus Gifhorn war es bereits seine vierte erfolgreiche Titelverteidigung. Gutknecht hofft nun noch in diesem Jahr auf einen WM-Kampf.

Profiboxer Manuel Charr verteidigte seinen WBC-Silbertitel zum ersten Mal. Der in Beirut geborene Schwergewichtler bezwang am Freitagabend in seinem Wohnort Köln den Ukrainer Taras Bidenko in zwölf Runden einstimmig nach Punkten (116:111, 116:111, 116:111). Der von den ehemaligen Weltmeistern Graciano und Ralf Rocchigiani betreute Charr baute mit dem 21. Sieg seine makellose Kampfbilanz aus. Der Schwergewichtler wird von drei der vier großen Weltverbände unter den besten 15 geführt.