Sieben deutsche Boxer kämpfen um Olympia-Tickets
Halle (Saale) dpa) - Deutschlands Amateurboxer stehen vor einem äußerst komplizierten Unterfangen. Sieben Athleten fahren Mitte April ins türkische Trabzon, um beim dortigen Ausscheid die letzten Olympia-Startplätze zu erkämpfen.
Das ist das Ergebnis aus dem viertägigen Chemiepokal-Turnier in Halle an der Saale mit 119 Boxern aus 22 Nationen. Die Krux an der Dienstreise: Für Europas Bewerber gibt es nur noch 26 Olympia-Tickets in zehn Gewichtsklassen. „Das wird wahnsinnig schwer“, sagte Jürgen Kyas, Präsident des Deutschen Boxsport-Verbandes (DBV). „Aber wir fahren mit voller Kapelle hin und wollen jede Chance nutzen.“
Zuvor hatte sich der Verbandschef beim Chemiepokal einen Eindruck vom Leistungsvermögen seiner Schützlinge verschafft. „Das war eine Mini-WM“, lobte Kyas die starke Gegnerschaft. Der 66-Jährige sah Turniersiege von Denis Makarov aus Velbert und Stefan Härtel. Den Berliner muss er glücklicherweise nicht auf die Ochsentour in die Türkei schicken, denn der Mittelgewichtler ist wie Enrico Kölling (Berlin/Halbschwer) und Erik Pfeifer (Lohne/Superschwer) bereits für Olympia qualifiziert. „Noch drei Männer nach London zu bringen, das ist mein Wunsch“, formulierte Kyas den Auftrag an sein Trabzon-Team. Hofnungsträger sind vor allem Makarov und Hamza Touba, der in Halle Zweiter wurde.
Die siebenköpfige Staffel besteht neben Makarov (Klasse bis 56 kg) und Touba (Neuss/bis 49 kg) aus Ronny Beblik (Chemnitz/52 kg), Artem Harutyunyan (Hamburg/64 kg), Patrick Wojcicki (Wolfsburg/69 kg) und Johann Witt (Villingen-Schwenningen/91 kg). Der letzte Starter muss eine Zusatzschicht einlegen: Zwischen den Leichtgewichtlern Eugen Burhard (Osnabrück) und Jugend-Olympiasieger Artur Bril (Köln) kommt es am 27. März in Frankfurt (Oder) zu einem Ausscheidungskampf.
In Trabzon hängen die Trauben hoch. Witt und Harutyunyan müssten schon Turniersieger werden, um nach London einchecken zu dürfen. Wojcicki muss ins Finale kommen, Beblik Dritter werden. Für Makarov reicht der Halbfinaleinzug. Die vielleicht leichteste Aufgabe hat „Halbfliege“ Touba mit Platz fünf.
Kyas machte beim Chemiepokal aber auch seinem Ärger Luft. „Einige haben kläglich versagt“, grantelte der Pensionär. Am stärksten hatte er Burhard auf dem Kieker. Der EM-Dritte von 2010 war bereits in der Vorrunde ausgeschieden. Kyas: „Das war grottenschlecht.“
In den Stützpunkten sollen künftig Fachaufsichten den Trainern auf die Finger schauen. Zudem will Kyas die Anzahl der Nachwuchsstützpunkte um Münster und Straubing erweitern. Die Zentralisierung mit nur zwei Hauptstützpunkten (Frankfurt (Oder), Heidelberg) sei falsch. Kyas: „Es sollen Gifhorn, Köln und Schwerin hinzukommen.“